Freitag, 1. November 2019

Kapitel 98


Kapitel 98: Hensheng – Teil Eins

Es ist Zeit Schwester Yao zu verhauen


Mit Wen Ning an seiner Seite raste Wei WuXian direkt auf den GuanYin Tempel in der Stadt zu. Tagsüber hatten er und Lan WangJi das Gebiet bereits in Augenschein genommen. Ursprünglich hatten sie geplant, den Ort genauer zu untersuchen und die Anordnung im Tempel zu durchbrechen, um zu sehen, welche Kreatur dort versiegelt worden war, und ob es ihnen im Umgang mit Jin GuangYao behilflich sein würde oder nicht. Allerdings hatte er bis sieben Uhr abends durchgeschlafen, und dann war da noch diese Sache danach passiert. Natürlich war so ihre ursprüngliche Planung gescheitert.

Derzeit fühlte sich Wei WuXian in jeder Hinsicht unzufrieden, weshalb er wohl mitten in der Nacht nach ein wenig Ärger mit Jin GuangYao suchte.

Alles war ruhig. Die Lampen in den Häusern waren bereits erloschen, und auch die Türen des GuanYin Tempels waren fest verschlossen. Von außerhalb der hohen Wände schien der Innenhof pechschwarz zu sein, aber nachdem Wei WuXian die Wand hinaufgesprungen war, und bevor er überhaupt das Dach erreicht hatte, hielt er plötzlich inne, Etwas stimmt nicht.

Wen Ning erstarrte auch und flüsterte: „Es gibt hier eine Barriere.“

Wei WuXian gestikulierte mit der Hand. Die beiden landeten lautlos und verließen den Bereich um den Haupteingang. Sie gingen in eine Ecke auf der anderen Seite des GuanYin Tempels und kletterten vorsichtig an dieser Stelle hinauf. Nachdem sie sich hinter einer Gargoyle Statue auf dem Dach versteckt hatten, hatten sie schließlich freie Sicht in den Innenhof.

Und das, was sie sahen, ließ sie geschockt die Augen weit aufreißen.

Das Innere des GuanYin Tempels war voll von Menschen und Kerzenlicht. Die Hälfte von ihnen waren Mönche, die andere Hälfte waren Kultivierende in Gewändern aus 'Funken inmitten von Schnee'. Die beiden Gruppen standen vermischt da, alle Personen trugen Pfeil und Bogen auf dem Rücken und Schwerter in den Händen, als würden sie etwas bewachen, bereit, jeden Moment zu kämpfen. Ab und zu hörte man ein Flüstern. Aber aufgrund der speziellen Tarnbarrieren, die auf allen vier Seiten des GuanYin Tempels, von der Straße außerhalb der Mauern, aufgestellt worden waren, schien alles innen dunkel und still zu sein. Keines der Geräusche und der Lichter gelang nach draußen.

Aber was Wei WuXian schockierte, war nicht die Barriere. Es waren auch nicht die Kultivierenden und die falschen Mönche. Stattdessen war es die weißgekleidete Person, die mitten im Innenhof stand.

Lan XiChen.

Lan XiChen wurde von nichts festgehalten. Sogar sein Schwert und seine Xiao, Liebing, waren an seiner Taille befestigt. Er stand so ruhig inmitten dieser Menge, und auch diese Mönche und Kultivierenden sahen ihn mit Respekt an und beantworteten sogar alle seine Anfragen.

Wei WuXian beobachtete sie eine Weile, bevor er sich Wen Ning mit leiser Stimme zuwandte: „Geh sofort zurück ins Gasthaus. Bringt HanGuang-Jun so schnell wie möglich hierher!“

Wen Ning nickte und verschwand. Wei WuXian hatte Jin GuangYao bislang noch nicht gesehen. Er wusste nicht, ob er hier war oder ob er das Tiger-Amulett bei sich hatte. Nach einigem Nachdenken biss er sich in den Finger und bewegte seine blutende Fingerspitze in Richtung des Seelenfesselnden Beutels an seiner Taille. Er wollte ein paar kleine Geister benutzen, um diese stillschweigend ein paar dunkle Kreaturen für ihn beschwören zu lassen. Doch in diesem Augenblick erklang lautes Gebell von einem Ende der Straße außerhalb des GuanYin Tempels.

Wei WuXian spürte sofort, wie seine Seele den Körper verließ.

Fast versteinert hielt er den Drang zurück, hervorzuspringen, während er zitternd die Skulptur auf dem Dach fest umklammerte. Als sich das Gebell näherte, schnürte sich seine Brust vor voller Angst zu, und sein Herz schien unwillkürlich zu singen, Hilf mir, Lan Zhan. Lan Zhan, hilf mir!

Danach schien es, als hätte er allein durch das Benennen dieses Namens etwas Mut bekommen, und obwohl er weiterhin zitterte, gelang es ihm, sich zur Ruhe zu zwingen. Wei WuXian betete mit allem, was er hatte, dass dieser Hund ein streunender Hund ohne Besitzer war, damit er so schnell wie möglich verschwinden würde. Aber das Schicksal war offensichtlich nicht auf seiner Seite.

Inmitten des Bellen erklang die klare Stimme eines jungen Mannes, der schimpfte: „Fee, halt die Klappe! Willst du alle, die in dieser Straße wohnen, mitten in der Nacht aufwecken?“

Jin Ling!

Lan XiChens Gesichtsausdruck veränderte sich. Die meisten Kultivierenden der LanlingJin-Sekte kannten die Stimme ihres jungen Meisters. Sie tauschten einen Blick miteinander aus und legten die Pfeile in ihre Bögen.

Jin Lings Stimme kam ziemlich schnell näher. Sie erklang kurz darauf direkt vor den Türen des GuanYin Tempels: „Shh! Shh! Ich werde dich braten, wenn du weiterhin bellst! .... Wohin soll ich gehen?“

Wei WuXians Herz schien sich inmitten all dieser Schrecken zusammenzuziehen, Jin Ling, du ziehst das Unglück wirklich an! Schnell, verschwinde von hier!!!!!!!

Aber Jin Ling musste direkt vor dem GuanYin Tempel angehalten haben. Fee bellte immer wieder, als ob sie sich um sich selbst drehen würde und im Schmutz und an der Wand scharrte. Jin Ling dachte laut: „Hier ist es?"

Nach etwas Schweigen klopfte er an: „Ist jemand hier?“

Inmitten des Innenhofes hielten alle Kultivierenden ihren Atem an. Auf den Bögen ruhend, zeigten alle Pfeile in Richtung der Türen und warteten auf den Abschuss. Lan XiChen senkte seine Stimme: „Tut ihm nicht weh!“

Seine Stimme konnte nicht durch die Barriere um den GuanYin Tempel nach außen gelangen. Die Anderen entspannen sich jedoch nicht und legten auch ihre Bögen nicht ab. Es schien, als hätte Jin Ling bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Selbst wenn niemand bei der Nachtwache war, hatte er so fest auf die Tür geschlagen, dass er damit in der Lage gewesen sein sollte, jeden aufzuwecken, der hier schlief. Egal, was passierte, es sollte nicht so ruhig sein wie es jetzt war. Und so, immer noch vor der Tür, hörte er auf zu reden. Bevor Wei WuXian überhaupt die Chance hatte, sich darüber erleichtert zu fühlen, kam plötzlich wieder Hundegebell von außerhalb der Mauern.

Jin Ling schien zu brodeln: „Hey, warum rennst du zurück?!“

Wei WuXian strahlte: „Gute Fee!!“

Jin Ling, „Fee! Komm zurück! Scheiße!“

Wei WuXian, Kind, bitte verschwinde mit ihr so schnell wie möglich. Ich flehe dich an!!

Doch nur einen Moment später hörte Wei WuXian das fast unmerkliche Geräusch von Staub und kleinem Gestein, das zu Boden rieselte. Er wusste anfangs nicht, was das Geräusch war, aber nur einen Bruchteil einer Sekunde später brach plötzlich der kalte Schweiß bei ihm aus, Oh nein, die Göre klettert die Wand hinauf!

Andererseits sah Jin Ling nun einen ganzen Hof mit Pfeilen, die auf ihn gerichtet waren, sobald er oben angekommen war. Seine Pupillen schrumpften zusammen. Einer der Mönche hatte Jin Ling wahrscheinlich noch nie zuvor gesehen, oder vielleicht war er nur sehr entschlossen, alle Eindringlinge zu töten. Er ließ los, und ein Pfeil schoss in die Richtung von Jin Ling!

Sobald er das scharfe Pfeifen hörte, wusste Wei WuXian, dass der Bogenschütze ein geschickter Schütze war. Wenn Jin Ling davon getroffen werden würde, dann würde mit Sicherheit seine Brust durchbohrt werden. Es gab nur eine Möglichkeit, die er nutzen konnte, um diesen Pfeil aufzuhalten. Aufgrund dieses Notfalls sprang Wei WuXian die Wand hoch, warf etwas von sich und rief gleichzeitig aus: „Lauf, Jin Ling!“

Was er fortgeworfen hatte, war die Bambusflöte gewesen, die er seit seiner Wiedergeburt bei sich getragen hatte. Sie blockierte den brutalen Angriff, und das Ziel des Pfeils wurde verfehlt. Jedoch zersplitterte dabei auch die Flöte in unzählige Stücke. Die Gestalt von Jin Ling verschwand am Ende der Mauer. Er sollte nun schon längst das Weite gesucht haben. Aber durch diese Aktion war nun Wei WuXians Versteck entdeckt worden. Hunderte von Pfeilen prasselten wie ein starker Regenguss auf ihn nieder und verwandelten die Skulptur, hinter der sich Wei WuXian versteckte, in ein Stachelschwein. Wei WuXian verharrte den ganzen Angriff über in absoluter Stille.

Keiner dieser Leute war schlecht im Bogenschießen. Auch ihre Kultivierung schien sehr hoch zu sein. Es war noch nicht bekannt, ob sich Jin Ling erfolgreich in Sicherheit bringen konnte. Er sprang die Wand hinunter. Als er mit den Fingern einen Kreis in der Luft zeichnete, und kurz davor stand, zu pfeifen, ertönte plötzlich eine gut gelaunte Stimme hinter seinem Rücken: „Ich denke, es ist das Beste, wenn der junge Meister Wei sich genau jetzt keinen Zentimeter mehr bewegt. Eine zerbrochene Flöte ist schließlich nicht so tragisch. Anders sähe es doch da aus, wenn deine Zunge oder deine Finger verloren gehen würden. Das wäre so eine Schande!“

Wei WuXian senkte sofort seine Hand und stimmte zu: „Da hast du ja so Recht!“

Die andere Person erwiderte galant: „So darf ich doch sicherlich um deine Gesellschaft bitten?“

Wei WuXian nickte: „Du bist zu höflich, Sektenführer Jin.“

Jin GuangYao lächelte: „Es ist mir ein Vergnügen.“

Als ob nichts Falsches vorgefallen wäre, gingen sie in einem großen Bogen den ganzen Weg bis zum Haupteingang des GuanYin Tempels hinauf. Wei WuXian war sprachlos. Die Türen des GuanYin Tempels standen bereits weit offen. Wie er es geahnt hatte, war es Jin Ling nicht gelungen, wegzulaufen. Mit ein paar Mönchen, die ihre Schwerter auf ihn gerichtet hatten, sah Jin Ling in ihre Richtung und war schließlich der Erste, der etwas sagte, wenn auch nach einigem Zögern, „Onkel.“

Jin GuangYao, „Hallo, A-Ling.“



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