Kapitel
98: Hensheng – Teil Eins
Es ist Zeit Schwester Yao zu verhauen
Mit Wen Ning an seiner
Seite raste Wei WuXian direkt auf den GuanYin Tempel in der Stadt zu.
Tagsüber hatten er und Lan WangJi das Gebiet bereits in Augenschein
genommen. Ursprünglich hatten sie geplant, den Ort genauer zu
untersuchen und die Anordnung im Tempel zu durchbrechen, um zu sehen,
welche Kreatur dort versiegelt worden war, und ob es ihnen im Umgang
mit Jin GuangYao behilflich sein würde oder nicht. Allerdings hatte
er bis sieben Uhr abends durchgeschlafen, und dann war da noch diese
Sache danach passiert. Natürlich war so ihre ursprüngliche Planung
gescheitert.
Derzeit fühlte sich Wei
WuXian in jeder Hinsicht unzufrieden, weshalb er wohl mitten in der
Nacht nach ein wenig Ärger mit Jin GuangYao suchte.
Alles war ruhig. Die
Lampen in den Häusern waren bereits erloschen, und auch die Türen
des GuanYin Tempels waren fest verschlossen. Von außerhalb der hohen
Wände schien der Innenhof pechschwarz zu sein, aber nachdem Wei
WuXian die Wand hinaufgesprungen war, und bevor er überhaupt das
Dach erreicht hatte, hielt er plötzlich inne, Etwas stimmt nicht.
Wen Ning erstarrte auch
und flüsterte: „Es gibt hier eine Barriere.“
Wei WuXian gestikulierte
mit der Hand. Die beiden landeten lautlos und verließen den Bereich
um den Haupteingang. Sie gingen in eine Ecke auf der anderen Seite
des GuanYin Tempels und kletterten vorsichtig an dieser Stelle
hinauf. Nachdem sie sich hinter einer Gargoyle Statue auf dem Dach
versteckt hatten, hatten sie schließlich freie Sicht in den
Innenhof.
Und das, was sie sahen,
ließ sie geschockt die Augen weit aufreißen.
Das Innere des GuanYin
Tempels war voll von Menschen und Kerzenlicht. Die Hälfte von ihnen
waren Mönche, die andere Hälfte waren Kultivierende in Gewändern
aus 'Funken inmitten von Schnee'. Die beiden Gruppen standen
vermischt da, alle Personen trugen Pfeil und Bogen auf dem Rücken
und Schwerter in den Händen, als würden sie etwas bewachen, bereit,
jeden Moment zu kämpfen. Ab und zu hörte man ein Flüstern. Aber
aufgrund der speziellen Tarnbarrieren, die auf allen vier Seiten des
GuanYin Tempels, von der Straße außerhalb der Mauern, aufgestellt
worden waren, schien alles innen dunkel und still zu sein. Keines der
Geräusche und der Lichter gelang nach draußen.
Aber was Wei WuXian
schockierte, war nicht die Barriere. Es waren auch nicht die
Kultivierenden und die falschen Mönche. Stattdessen war es die
weißgekleidete Person, die mitten im Innenhof stand.
Lan XiChen.
Lan XiChen wurde von
nichts festgehalten. Sogar sein Schwert und seine Xiao, Liebing,
waren an seiner Taille befestigt. Er stand so ruhig inmitten dieser
Menge, und auch diese Mönche und Kultivierenden sahen ihn mit
Respekt an und beantworteten sogar alle seine Anfragen.
Wei WuXian beobachtete
sie eine Weile, bevor er sich Wen Ning mit leiser Stimme zuwandte:
„Geh sofort zurück ins Gasthaus. Bringt HanGuang-Jun so schnell
wie möglich hierher!“
Wen Ning nickte und
verschwand. Wei WuXian hatte Jin GuangYao bislang noch nicht gesehen.
Er wusste nicht, ob er hier war oder ob er das Tiger-Amulett bei sich
hatte. Nach einigem Nachdenken biss er sich in den Finger und bewegte
seine blutende Fingerspitze in Richtung des Seelenfesselnden Beutels
an seiner Taille. Er wollte ein paar kleine Geister benutzen, um
diese stillschweigend ein paar dunkle Kreaturen für ihn beschwören
zu lassen. Doch in diesem Augenblick erklang lautes Gebell von einem
Ende der Straße außerhalb des GuanYin Tempels.
Wei WuXian spürte
sofort, wie seine Seele den Körper verließ.
Fast versteinert hielt er
den Drang zurück, hervorzuspringen, während er zitternd die
Skulptur auf dem Dach fest umklammerte. Als sich das Gebell näherte,
schnürte sich seine Brust vor voller Angst zu, und sein Herz schien
unwillkürlich zu singen, Hilf mir, Lan Zhan. Lan Zhan, hilf mir!
Danach schien es, als
hätte er allein durch das Benennen dieses Namens etwas Mut bekommen,
und obwohl er weiterhin zitterte, gelang es ihm, sich zur Ruhe zu
zwingen. Wei WuXian betete mit allem, was er hatte, dass dieser Hund
ein streunender Hund ohne Besitzer war, damit er so schnell wie
möglich verschwinden würde. Aber das Schicksal war offensichtlich
nicht auf seiner Seite.
Inmitten des Bellen
erklang die klare Stimme eines jungen Mannes, der schimpfte: „Fee,
halt die Klappe! Willst du alle, die in dieser Straße wohnen, mitten
in der Nacht aufwecken?“
Jin Ling!
Lan XiChens
Gesichtsausdruck veränderte sich. Die meisten Kultivierenden der
LanlingJin-Sekte kannten die Stimme ihres jungen Meisters. Sie
tauschten einen Blick miteinander aus und legten die Pfeile in ihre
Bögen.
Jin Lings Stimme kam
ziemlich schnell näher. Sie erklang kurz darauf direkt vor den Türen
des GuanYin Tempels: „Shh! Shh! Ich werde dich braten, wenn du
weiterhin bellst! .... Wohin soll ich gehen?“
Wei WuXians Herz schien
sich inmitten all dieser Schrecken zusammenzuziehen, Jin Ling, du
ziehst das Unglück wirklich an! Schnell, verschwinde von hier!!!!!!!
Aber Jin Ling musste
direkt vor dem GuanYin Tempel angehalten haben. Fee bellte immer
wieder, als ob sie sich um sich selbst drehen würde und im Schmutz
und an der Wand scharrte. Jin Ling dachte laut: „Hier ist es?"
Nach etwas Schweigen
klopfte er an: „Ist jemand hier?“
Inmitten des Innenhofes
hielten alle Kultivierenden ihren Atem an. Auf den Bögen ruhend,
zeigten alle Pfeile in Richtung der Türen und warteten auf den
Abschuss. Lan XiChen senkte seine Stimme: „Tut ihm nicht weh!“
Seine Stimme konnte nicht
durch die Barriere um den GuanYin Tempel nach außen gelangen. Die
Anderen entspannen sich jedoch nicht und legten auch ihre Bögen
nicht ab. Es schien, als hätte Jin Ling bemerkt, dass etwas nicht
stimmte. Selbst wenn niemand bei der Nachtwache war, hatte er so fest
auf die Tür geschlagen, dass er damit in der Lage gewesen sein
sollte, jeden aufzuwecken, der hier schlief. Egal, was passierte, es
sollte nicht so ruhig sein wie es jetzt war. Und so, immer noch vor
der Tür, hörte er auf zu reden. Bevor Wei WuXian überhaupt die
Chance hatte, sich darüber erleichtert zu fühlen, kam plötzlich
wieder Hundegebell von außerhalb der Mauern.
Jin Ling schien zu
brodeln: „Hey, warum rennst du zurück?!“
Wei WuXian strahlte:
„Gute Fee!!“
Jin Ling, „Fee! Komm
zurück! Scheiße!“
Wei WuXian, Kind,
bitte verschwinde mit ihr so schnell wie möglich. Ich flehe dich
an!!
Doch nur einen Moment
später hörte Wei WuXian das fast unmerkliche Geräusch von Staub
und kleinem Gestein, das zu Boden rieselte. Er wusste anfangs nicht,
was das Geräusch war, aber nur einen Bruchteil einer Sekunde später
brach plötzlich der kalte Schweiß bei ihm aus, Oh nein, die Göre
klettert die Wand hinauf!
Andererseits sah Jin Ling
nun einen ganzen Hof mit Pfeilen, die auf ihn gerichtet waren, sobald
er oben angekommen war. Seine Pupillen schrumpften zusammen. Einer
der Mönche hatte Jin Ling wahrscheinlich noch nie zuvor gesehen,
oder vielleicht war er nur sehr entschlossen, alle Eindringlinge zu
töten. Er ließ los, und ein Pfeil schoss in die Richtung von Jin
Ling!
Sobald er das scharfe
Pfeifen hörte, wusste Wei WuXian, dass der Bogenschütze ein
geschickter Schütze war. Wenn Jin Ling davon getroffen werden würde,
dann würde mit Sicherheit seine Brust durchbohrt werden. Es gab nur
eine Möglichkeit, die er nutzen konnte, um diesen Pfeil aufzuhalten.
Aufgrund dieses Notfalls sprang Wei WuXian die Wand hoch, warf etwas
von sich und rief gleichzeitig aus: „Lauf, Jin Ling!“
Was er fortgeworfen
hatte, war die Bambusflöte gewesen, die er seit seiner Wiedergeburt
bei sich getragen hatte. Sie blockierte den brutalen Angriff, und das
Ziel des Pfeils wurde verfehlt. Jedoch zersplitterte dabei auch die
Flöte in unzählige Stücke. Die Gestalt von Jin Ling verschwand am
Ende der Mauer. Er sollte nun schon längst das Weite gesucht haben.
Aber durch diese Aktion war nun Wei WuXians Versteck entdeckt worden.
Hunderte von Pfeilen prasselten wie ein starker Regenguss auf ihn
nieder und verwandelten die Skulptur, hinter der sich Wei WuXian
versteckte, in ein Stachelschwein. Wei WuXian verharrte den ganzen
Angriff über in absoluter Stille.
Keiner dieser Leute war
schlecht im Bogenschießen. Auch ihre Kultivierung schien sehr hoch
zu sein. Es war noch nicht bekannt, ob sich Jin Ling erfolgreich in
Sicherheit bringen konnte. Er sprang die Wand hinunter. Als er mit
den Fingern einen Kreis in der Luft zeichnete, und kurz davor stand,
zu pfeifen, ertönte plötzlich eine gut gelaunte Stimme hinter
seinem Rücken: „Ich denke, es ist das Beste, wenn der junge
Meister Wei sich genau jetzt keinen Zentimeter mehr bewegt. Eine
zerbrochene Flöte ist schließlich nicht so tragisch. Anders sähe
es doch da aus, wenn deine Zunge oder deine Finger verloren gehen
würden. Das wäre so eine Schande!“
Wei WuXian senkte sofort
seine Hand und stimmte zu: „Da hast du ja so Recht!“
Die andere Person
erwiderte galant: „So darf ich doch sicherlich um deine
Gesellschaft bitten?“
Wei WuXian nickte: „Du
bist zu höflich, Sektenführer Jin.“
Jin GuangYao lächelte:
„Es ist mir ein Vergnügen.“
Als ob
nichts Falsches vorgefallen wäre, gingen sie in einem großen Bogen
den ganzen Weg bis zum Haupteingang des GuanYin Tempels hinauf. Wei
WuXian war sprachlos. Die Türen des GuanYin Tempels standen bereits
weit offen. Wie er es geahnt hatte, war es Jin Ling nicht gelungen,
wegzulaufen. Mit ein paar Mönchen, die ihre Schwerter auf ihn
gerichtet hatten, sah Jin Ling in ihre Richtung und war schließlich
der Erste, der etwas sagte, wenn auch nach einigem Zögern, „Onkel.“
Jin
GuangYao, „Hallo, A-Ling.“
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