Kapitel 97: Charmant - Teil Acht
Nun kann Wei WuXian Lan WangJi
nicht mehr verlassen
Nachdem er den Raum betreten und die Tür geschlossen hatte, lehnte sich Wei WuXian an die Tür, bis er auch Lan WangJis Türschloss hörte, bevor er seine Hand hob und sich selbst ins Gesicht schlug.
Er ließ sich schwer auf das Holzbett fallen und vergrub sein noch brennendes Gesicht in seinen Händen. Er blieb lange Zeit in dieser Position sitzen, aber sein Gesicht hörte nicht auf zu brennen. Nicht nur sein Gesicht, auch sein ganzer Körper brannte. Er packte die Teekanne auf dem Tisch und kippte sich den nun kalten Tee über den Kopf und das Gesicht, aber es nutzte nichts. An seinem ganzen Körper haftete weiterhin Lan WangJis Duft.
Wei WuXian wusste, dass Lan WangJi nur eine Wand entfernt war und er wusste, was sie erst vor kurzem getan hatten, und ebenso wusste er auch, dass er, wenn er weiterhin hier bleiben würde, nicht in der Lage sein würde, sich zu beruhigen. Er konnte heute Abend einfach nicht mehr hier bleiben.
Er schob das Holzfenster auf, kletterte auf die Fensterbank und sprang so leichtfüßig hinunter, als wäre er eine schwarze Katze und landete lautlos auf der Straße vor dem Gasthaus.
Es war mitten in der Nacht, alles war dunkel und es befand sich niemand mehr auf den Straßen. Es waren perfekte Voraussetzungen für Wei WuXian, einfach loszusprinten.
Er lief und lief immer weiter, doch als er die Mauer passierte, die Lan WangJi bekritzelt hatte, während er betrunken war, stoppte er und hielt inne.
Die Wand war ein Chaos voller Kaninchen, Fasane und kleiner menschlicher Figürchen. Während er ihm zugesehen hatte, erinnerte sich Wei WuXian nun an Lan WangJis konzentrierten Blick, während er all das hier zeichnete, und er hatte ihn sogar darum gebeten, es zu bewundern, nachdem er fertig war. Er konnte dem Drang nicht widerstehen, bei dieser Erinnerung daran leicht zu lächeln.
Eine Welle unvergleichlicher Schuldgefühle überflutete seinen Geist.
Wenn er doch nur nicht zu weit gegangen wäre, als sie betrunken waren.
Denn dann wäre er zumindest im Moment immer noch in der Lage gewesen, so zu tun, als würde er wie immer ohne andersartige Absichten herumalbern und könnte schamlos in Lan WangJis Bett kriechen und so tun, als ob er tief schlafen oder einschlafen würde, anstatt schlaflos wie eine kopflose Fliege durch die Straßen zu rennen.
Wei WuXian fuhr mit den Fingern über die Rillen der beiden kleinen, sich küssenden Figürchen an der Wand, bis er 'Lan WangJi aus Gusu' erreichte. Dieser Satz musste unbedingt entfernt werden, aber bevor er das machen konnte, zog er dreimal die Striche des Namens 'Lan WangJi' mit seinen Fingerspitzen nach.
Einmal, zweimal, dreimal.
Je häufiger er den Namen nachzeichnete, desto weniger fand er den Mut, ihn zu entfernen.
Plötzlich hörte er ein stetiges Kratzgeräusch, und sich bewusst, dass es mitten in der Nacht war, fühlte er sich ein wenig beunruhigt und ging vorsichtig um die Ecke, um einen Blick darauf zu werfen. Er sah einen schwarz gekleideten Schatten an der Wand stehen, der mit einem kleinen Messer versuchte, die Schnitzereien abzukratzen.
Wei WuXian, „.....“
Wen Ning drehte sich herum, sein Gesicht war mit einer Schicht von weißem Staub bedeckt, „Junger Meister, warum bist du hier?“
„Was machst du da?“
„Oh.“
Wen Ning kratzte weiter an der Wand und antwortete: „Ich habe gesehen, wie der junge Meister Lan diese vielen Dinge hier geschrieben hat, und wenn die Leute das hier sehen, wenn sie morgen früh aufwachen, dann könnte das Ärger geben, also dachte ich, ich sollte zuerst etwas davon wegkratzen......“
Er hielt leicht inne und fragte neugierig: „Wo ist der junge Meister Lan?“
Wei WuXian ließ seinen Kopf tief hängen und sagte: „Er schläft, und ich bin rausgegangen, um etwas frische Luft zu schnappen.“
Wen Ning spürte, dass etwas mit seinen Emotionen nicht stimmte, stoppte seine Bewegungen und stand auf, „Junger Meister, ist etwas passiert?“
Er ging auf Wei WuXian zu, nur um sich plötzlich erschrocken zurückzuziehen. Verwundert darüber fragte Wei WuXian: „Was ist denn los?“
Wen Ning sah aus, als hätte er Angst, winkte aber beiläufig mit der Hand ab und antwortete schnell: „Nichts, nichts, nichts, gar nichts!“
Wei WuXian konnte sofort erkennen, dass Wen Ning von irgendetwas in Verlegenheit gebracht worden sein musste. Er blickte beiläufig an sich herab nach unten, nur um zu erkennen, dass es mehrere rote Fingerabdrücke an seinen Handgelenken gab, die davon stammten, als Lan WangJi ihn gegen das Bett gedrückt hatte. Er berührte seine Lippen, und auch sie waren noch leicht rot und geschwollen.
Als sie sich zuvor wild auf dem Bett herumgerollt hatten, ihre Körper dabei so sehr verschlungen und aneinandergepresst, als wären sie miteinander verschmolzen, hatte Lan WangJi auch in verschiedene Bereiche seines Körpers gebissen und an ihnen gesaugt, was seinen Hals wohl gerade zu einem interessanten Anblick machte. Wenn Wen Ning Blut im Gesicht hätte, dann wäre er wahrscheinlich jetzt hochrot bis zu einem Punkt, an dem er wirklich fast anfangen würde zu bluten. Wei WuXian wusste auch nicht, was er dazu sagen sollte, „Du..... Ähm!“
Er setzte sich an die Wand gelehnt und seufzte wieder, „Ich brauch was zu trinken.“
Wen Ning antwortete sofort: „Ich werde dir was kaufen.“
Wen Ning lief plötzlich los, doch Wei WuXian rief schnell: „Komm zurück! Wo willst du denn jetzt noch hin?“
Als Wen Ning zurückkam, antwortete er beschämt: „Ich wollte Wein suchen gehen.....“
„Du.... Das habe ich doch nur so gesagt.....und du hast mich wirklich ernst genommen und rennst gleich los. Du bist doch nicht mein Diener, oder?“
„Ich weiß“, antwortete Wen Ning leise.
„Und außerdem, hast du überhaupt Geld?“
„Nein....“
„Siehst du! Ich wusste es!“
Wen Ning wandte ein: „Aber der junge Meister Lan scheint viel........viel Geld zu haben.....das ist wirklich toll!“
„Urgs.“
Wei WuXian lehnte sich zurück und schlug mit seinem Kopf mehrmals kräftig gegen die Wand und seufzte. Schließlich sagte er: „Vergiss es. Von heute an werde ich nicht mehr trinken.“
Wen Ning sah überrascht aus, „Warum?“
„Weil Trinken schlecht ist. Ich will nicht mehr trinken.“
Die Mundwinkel von Wen Ning zuckten. Wei WuXian verengte seine Augen, „Willst du mir damit sagen, dass du mir nicht glaubst?“
Wen Ning antwortete schnell: „Nein, nein, nein........Aber hat damals nicht meine große Schwester alle möglichen Wege ausprobiert, um den jungen Meister vom Alkohol wegzukriegen und dabei kläglich versagt.........?!“
Die Erinnerung blitzte durch Wei WuXians Kopf, und er musste leicht kichern, „Hahaha! Sie hatte doch diese verrückte Idee, mir alle zwei oder drei Tage Nadeln in den ganzen Körper zu stechen, nicht wahr?“
Nachdem er mit dem Lachen fertig war, sagte Wei WuXian plötzlich: „Wen Ning, hast du jemals darüber nachgedacht, was du vorhast, nachdem dieser ganze Unsinn hier vorbei ist?“
Wen Ning sah erstaunt aus, „Was ich dann vorhabe?“
In der jetzigen Zeit hatte Wen Ning keine Verwandten, Freunde und auch sonst niemanden mehr, den er kannte. Er war nie gut darin gewesen, seine Meinung zu äußern und schon gar nicht, Entscheidungen für sich selbst zu treffen. Wenn er Wen Qing nicht folgen würde, dann würde er Wei WuXian folgen. Ansonsten wusste er wahrscheinlich nicht, wohin er gehen sollte oder wohin er noch gehen könnte. Aber Wei WuXian hatte immer gehofft, dass er eines Tages seinen eigenen Weg finden würde. Aber wenn er es jetzt so sagte, sah es wahrscheinlich für ihn so aus, als wollte er ihn verjagen.
Er dachte weiter darüber nach. Wen Ning wusste nicht, wohin er gehen sollte, aber wusste er selbst denn, wohin er gehen sollte? Als er bei Lan WangJi gewesen war, hatte er nie über diese Frage nachgedacht und er war wohl davon ausgegangen, dass es ohne Veränderung so bleiben würde. Er hätte es so genommen, wie es für ihn gekommen wäre. Aber nach dem heutigen Abend könnten er und Lan WangJi vielleicht nie wieder in diese Art von Beziehung zurückkehren. Ohne Lan WangJi schien es ihm nicht unmöglich zu sein, alleine durch die Welt zu reisen.
Aber eine Stimme in Wei WuXians Herzen sagte ihn sehr deutlich: Es ist unmöglich!
Der Unsinn, den er damals im Steingarten am Karpfenturm gesagt hatte, schien wahr geworden zu sein. Der derzeitige Wei WuXian konnte jetzt einfach nicht mehr ohne Lan WangJi leben.
Wei WuXian seufzte wieder laut auf und stöhnte deprimiert: „Ich brauch was zu trinken!“
Je mehr er darüber nachdachte, desto hoffnungsloser und niedergeschlagener fühlte er sich. Seine Frustration, die nirgendwohin entweichen konnte, sprudelte auf und wurde zu einem lodernden Feuer.. Er stand auf: „Verdammte Scheiße! Wen Ning, auf geht’s!“
Wen Ning, „Wohin gehen wir?“
Wei WuXian, „Mir ein bisschen Ärger suchen!“
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