Kapitel
72: Hartnäckig - Teil Eins
Ein
Fest schmeißen
Karpfenturm.
Seite an Seite
schlenderten Lan XiChen und Lan WangJi durch die endlosen Wellen von
‚Funken inmitten von Schnee‘.
Mit einer Handbewegung
fegte Lan XiChen über eine der schneefarbenen Blüten, deren
Blütenblätter in voller Blüte standen. Die Bewegung war so sanft,
dass nicht einmal ein Tautropfen fiel. Er sprach: „WangJi, denkst
du gerade über etwas nach? Warum bist du so angespannt?“
Natürlich sah diese
‚Anspannung‘ wahrscheinlich in den Augen der meisten Menschen
nicht anders aus als Lan WangJis andere Ausdrücke.
Lan WangJis Augenbrauen
senkten sich tief, während er den Kopf schüttelte. Wenige
Augenblicke später antwortete er leise: „Bruder, ich will
jemanden mit zurück zu den Wolken-Schluchten bringen.“
Lan XiChen war
überrascht: „Jemanden zurück zu den Wolken-Schluchten bringen?“
Lan WangJi nickte, sein
Ausdruck war nachdenklich. Nach einer Pause fuhr er fort: „Ihn
zurückbringen... und ihn irgendwo verstecken.“
Lan XiChens Augen wurden
sofort größer.
Seit dem Tod ihrer Mutter
hatte sich sein Bruder allmählich immer mehr von ihm zurückgezogen.
Abgesehen von der Nachtjagd schloss er sich den ganzen Tag in seinem
Zimmer ein, las, meditierte, übte Kalligraphie, spielte seine Guqin
und verbesserte seine Kultivierung. Er sprach nie viel mit jemandem
außer ihm, seinem älteren Bruder. Doch dies war das erste Mal, dass
solche Worte ihren Weg über seine Lippen fanden.
Lan XiChen, „Ihn
irgendwo verstecken?“
Lan WangJi runzelte die
Stirn. Er begann erneut: „Aber er weigert sich.“
Plötzlich hörten sie
vor sich das Geschwätz von jemand anderem. Jemand spuckte: „Ist
das eine Straße, auf der jemand wie du gehen darf? Wer lässt dich
hier herumstreunen?“
Eine junge Stimme
antwortete: „Es tut mir leid. Ich…“
Als sie das hörten,
sahen Lan XiChen und Lan WangJi gleichzeitig auf. Neben den
Wandreliefs standen zwei Männer. Derjenige, der gerade jemanden
gescholten hatte, war Jin ZiXun, hinter dem einige Diener und
Kultivierende standen. Derjenige, der geschimpft worden war, war ein
weiß gekleideter junger Mann. Als der Mann Lan XiChen und Lan WangJi
sah, wurde sein Gesicht sofort blass. Er konnte nicht einmal mehr die
Worte sagen, die er hatte sagen wollen.
Während Jin ZiXun seine
hochmütige Haltung beibehielt, kam Jin GuangYao gerade noch
rechtzeitig zur Hilfe. Er ging zu dem weiß gekleideten Mann: „Die
Wege rund um den Karpfenturm sind ziemlich kompliziert. Junger
Meister Su, es ist nicht deine Schuld, dass du dich verlaufen hast.
Du kannst mit mir kommen.“
Als Jin ZiXun sah,
dass er hergekommen war, grinste er und ging um sie herum.
Der weißgekleidete Mann zögerte jedoch: „Du kennst mich?“
Jin GuangYao lächelte:
„Natürlich tu ich das. Warum sollte ich nicht? Haben wir uns nicht
schon mal getroffen? Junger Meister Su, Su MinShan, deine
Schwertkunst ist ziemlich gut. Seit der Jagd auf dem Phoenix Berg
denke ich darüber nach, wie schade es wäre, wenn so ein junges
Talent nicht zu unserer Sekte käme. Und am Ende kam er schließlich
zu unserer Sekte. Ich war vor Freude überglücklich. Hier entlang,
bitte?“
Es gab unzählige
Kultivierende, die Hilfe suchten, indem sie wie Su She in die
LanlingJin-Sekte gingen. Er dachte, dass nicht viele Menschen ihn
erkennen würden, zudem er nie erwartet hatte, dass Jin GuangYao sich
so klar an ihn erinnern könnte, bis hin zu einer Lobpreisung, nach
nur einer hastigen Begegnung mit ihm. Sofort schien Su She
erleichtert zu sein. Er hörte auf, die Brüder Lan anzusehen und
folgte Jin GuangYao, aus Angst, dass sie ihn verspotten oder auf ihn
zeigen würden.
Im Festsaal saßen Lan
XiChen und Lan WangJi nebeneinander. Im Saal war es nicht angebracht,
das Gespräch, dass sie zuvor geführt hatten, fortzusetzen. Lan
WangJi kehrte zu seiner Norm von Eis und Frost zurück. Die
GusuLan-Sekte war berühmt für ihre Abstinenz vom Alkohol. Nach den
Arrangements von Jin GuangYao wurden keine Schnapsschalen auf den
Tisch der beiden gestellt. Es gab nur eine Teetasse und ein paar
frische, leichte Gerichte. Niemand war gekommen und man hatte ihnen
auch keine Trinksprüche entgegengebracht, also war alles ruhig.
Leider kam plötzlich ein
Mann mit einem Gewand aus ‚Funken inmitten von Schnee‘ auf sie
zu, eine Schnapsschale in jeder Hand: „Sektenführer Lan,
HanGuang-Jun, ein Toast auf jeden von euch!“
Das war Jin ZiXun, der in
den letzten Stunden mit jedem hier angestoßen hatte. Jin GuangYao
wusste, dass weder Lan XiChen noch Lan WangJi Alkohol mochten, also
eilte er hinüber: „ZiXun, sowohl ZeWu-Jun als auch HanGuang-Jun
sind in den Wolken-Schluchten aufgewachsen. Es gibt über dreitausend
Regeln auf ihrer Steinmauer. Anstatt sie zu bitten, zu trinken, warum
nicht....“
Jin ZiXun betrachtete Jin
GuangYao mit großer Abneigung. Er dachte, dass sein Hintergrund
niedrig wäre und er sich dafür schämte, von einem Clan wie er zu
sein. Er unterbrach: „Die Jin- Sekte und die Lan-Sekte waren immer
wie eine Familie. Meine zwei Lan-Brüder, wenn ihr das nicht trinkt,
dann habe ich das Gefühl, als würdet ihr auf mich herabschauen!“
Vom Rand her lobten
einige seiner Anhänger: „Was für ein mutiger Schritt!“
„Genau so sollte sich
ein geschätzter Kultivator verhalten!“
Jin GuangYao lächelte
weiter, obwohl er seufzte und sich die Schläfen rieb. Lan XiChen
stand auf und wollte das Angebot höflich ablehnen. Jin ZiXun nervte
weiter und wandte sich an Lan XiChen: „Sagt nichts. Sektenführer
Lan, unsere beiden Sekten sind einander nicht fremd. Behandle mich
nicht so, wie du mit einem Fremden umgehen würdest! Sag mir nur eins
- trinkst du es oder nicht?“
Die Ecken von Jin
GuangYaos Lächeln begannen zu zucken. Er sah Lan XiChen mit
entschuldigendem Blick an. Er versuchte im freundlichen Ton zu
erklären: „Danach werden sie auf ihren Schwertern zurückfliegen.
Trinken würde da wahrscheinlich ihre…“
Jin ZiXun dachte
überhaupt nicht daran: „Es ist ja nicht so, dass sie sich mit ein
paar Schalen betrinken würden. Selbst wenn ich acht große Schalen
getrunken habe, kann ich immer noch weg fliegen!“
Eine Welle von Beifall
kam von überall her. Lan WangJi saß immer noch und starrte kalt auf
die Schale mit Alkohol, die Jin ZiXun in seine Sicht drängte. Er sah
aus, als stünde er kurz davor zu sprechen, als plötzlich eine Hand
die Schale Alkohol übernahm.
Lan WangJi hielt
überrascht inne, und seine zusammengekniffenen Augenbrauen lösten
sich sofort. Er schaute auf. Was sich zuerst in seinen Pupillen
widerspiegelte, waren schwarze Roben. An der Taille hing eine Flöte,
an einem Ende baumelten Quasten in der Farbe von Blut. Die Person,
die gekommen war, hatte eine Hand in den Rücken gelegt. Mit einem
Anheben des Kopfes trank sie den gesamten Alkohol aus und zeigte Jin
ZiXun die geleerte Schale. „Ich habe es für ihn getrunken. Bist du
nun zufrieden?“
Spott klebte an seinen
Augen und an seinen Worten. Hübsche Gesichtszüge betonten seinen
schlanken Körper.
Lan XiChen, „Junger
Meister Wei.“
Jemand rief in gedämpftem
Ton: „Wann ist er denn hierher gekommen?!“
Wei WuXian stellte die
Schale ab. Mit einer Hand fixierte er sein Revers: „Gerade in
diesem Moment.“
In diesem Moment? Aber
vor einem Moment hatte offensichtlich niemand ihn in das Zimmer
kommen sehen, geschweige denn das man ihn begrüßt hatte. Obwohl es
überraschend war, war es wahr, dass es keiner bemerkt hatte, wie er
ungesehen in den Festsaal schlüpfen konnte. Die Menge konnte nicht
anders, als vor der Geschwindigkeit seiner Fähigkeiten zu schaudern.
Jin GuangYao reagierte
schnell, sein Enthusiasmus war immer noch vorhanden. „Ich wusste
nicht, dass der junge Meister Wei am Karpfenturm angekommen ist. Das
Fehlen eines Willkommens war daher meine Schuld. Möchtest du gerne
sitzen? Oh ja, hast du überhaupt eine Einladung?“
Wei WuXian wollte keinen
Small Talk machen und kam direkt auf den Punkt: „Nein, danke. Ich
möchte nicht sitzen.“
Er nickte leicht in
Richtung Jin ZiXun, „Junger Meister Jin, könnte ich bitte mit dir
sprechen?“ Jin ZiXun: „Wenn du mir etwas zu sagen hast, dann komm
nach unserem Bankett wieder.“
In Wirklichkeit wollte er
überhaupt nicht mit Wei WuXian sprechen. Wei WuXian konnte das auch
sehen: „Wie lange muss ich da warten?“
Jin ZiXun:
„Wahrscheinlich etwa so sechs bis acht Stunden. Oder vielleicht
zehn bis zwölf. Oder bis morgen.“
Wei WuXian: „Ich
befürchte, dass ich nicht so lange warten kann.“
Jin ZiXuns Stimme war
arrogant: „Dennoch musst du warten, auch wenn du es nicht kannst.“
Jin GuangYao, „Junger
Meister Wei, wozu brauchst du denn ZiXun? Ist es eine dringende
Angelegenheit?“
Wei WuXian: „In der Tat
ist es dringend. Es erlaubt keine Verzögerung.“
Jin ZiXun wandte sich an
Lan XiChen und hielt die andere Schale hoch: „Sektenführer Lan.
Hier, hier. Du hast diese Schale noch nicht getrunken!“
Da er ihn absichtlich
stehen ließ, blitzte eine dunkle Wolke vor Wei WuXians Gesicht auf.
Er kniff die Augen zusammen, seine Lippen verzogen sich. „Fein.
Dann werde ich gleich hier darüber reden. Junger Meister Jin, hast
du von jemandem namens Wen Ning gehört?“
Jin ZiXun, „Wen Ning?
Sollte ich?“
Wei WuXian: „Du
erinnerst dich definitiv an ihn. Als du letzten Monat in der Gegend
um Ganquan auf Nachtjagd gewesen warst, hast du einen achtflügeligen
Fledermaus-König zum Versammlungsplatz verfolgt, oder eher zum
Gefangenenlager der Überreste der Wen-Sekte und bist dort mit einer
Gruppe der Jünger der Wen-Sekte zusammen gestoßen. Ihr Anführer
war er.“
Nach der
'Sunshot-Kampagne' wurde der QishanWen-Sektor zerstört. Das Gebiet,
das zuvor dieser Sekte unterstellt gewesen war, war von den anderen
Sekten unter sich aufgeteilt worden. Das Gebiet von Ganquan war der
LanlingJin-Sekte übergeben worden. Was die Überreste der Wen-Sekte
anging, so wurden sie in eine kleine Ecke von Qishan getrieben, nicht
einmal ein Tausendstel von dem Gebiet, das sie zuvor besessen hatten.
Sie wurden an diesem Ort zusammengepfercht und kämpften dort um ihr
Überleben.
Jin ZiXun: „Ich sagte,
dass ich mich nicht erinnere, was dann auch bedeutet, dass ich mich
nicht erinnere. Ich habe besseres zu tun als mich an den Namen
irgendeines Wen-Hundes zu erinnern.“
Wei WuXian, „Gut. Ich
habe nichts dagegen, es näher zu erklären. Du konntest den
Fledermaus-König nicht fangen und bist zufällig auf einige Schüler
der Wen-Sekte gestoßen, die dort waren, um ebenfalls dieses Monster
zu fangen. Und dann bist du hingegangen und hast sie gezwungen,
Schwarzwindfahnen als Köder zu tragen. Sie wagten es nicht, dass
nicht zu tun. Aber einer von ihnen trat heraus und versuchte, mit dir
zu argumentieren. Das ist der Wen Ning, über den ich hier spreche.
Durch die Verzögerungen konnte der Fledermaus-König entkommen. Du
hast die Wen-Kultivierenden zusammengeschlagen, dann hast du sie mit
Gewalt verschleppt und seitdem ist diese Gruppe verschwunden. Muss
ich noch mehr ins Detail gehen? Sie sind bislang noch nicht
zurückgekehrt. Abgesehen von dir weiß ich daher nicht, wen ich auf
dieser Welt nach ihrem Verbleib befragen könnte.“
Jin ZiXun, „Wei WuXian,
was meinst du damit? Du bist wegen ihm gekommen? Du trittst doch
gerade nicht etwa für einen Wen-Hund ein, oder?“
Wei WuXian lächelte
breit. „Seit wann ist es deine Angelegenheit, ob ich für ihn
eintrete oder ihm den Kopf abschneiden möchte? Gib ihn mir einfach!“
Beim letzten Satz
verschwand das Grinsen auf seinem Gesicht. Auch sein Ton wurde kalt.
Es war klar, dass er seine Geduld verloren hatte. Viele der Menschen
im Festsaal zitterten vor Angst. Jin ZiXun spürte auch, wie seine
Kopfhaut kribbelte. Seine Wut stieg jedoch rasch an. Er rief: „Wei
WuXian, du bist zu unverschämt! Hat die LanlingJin-Sekte dich heute
eingeladen? Und du wagst es hier einen Aufstand zu machen. Denkst du
wirklich, dass du unbesiegbar bist, dass niemand den Mut hat, sich
dir entgegenzustellen? Willst du dich gar mit dem Himmel überwerfen?“
Wei WuXian lächelte: „Du
vergleichst dich selbst schon mit dem Himmel? Entschuldige, dass ich
das nun so frei heraus sage, aber glaubst du nicht, dass dein Gesicht
nun etwas zu dick ist?!“
Obwohl Jin ZiXun in
seinem Herzen bereits begonnen hatte, die LanlingJin-Sekte als den
neuen Himmel zu betrachten, so wusste auch er, dass seine Worte zu
voreilig waren. Seine Wangen waren leicht gerötet. Gerade als er auf
dem vordersten Sitz Platz nehmen wollte, meldete sich Jin GuangShan.
Seine Stimme wirkte
freundlich: „Es ist doch sowieso nichts allzu Wichtiges. Ihr
Jünglinge, warum regt ihr euch denn wegen so etwas auf? Aber, junger
Meister Wei, lass mich hier fair sein. Es ist in der Tat
unangebracht, hier hereinzuplatzen, wenn die LanlingJin-Sekte ein
privates Bankett abhält.“
Zu sagen, dass Jin
GuangShan nichts dagegen gehabt hatte, was auf dem Phoenix Berg
geschehen war, wäre unmöglich. Aus diesem Grund hatte er nur
gelächelt, während Jin ZiXun mit Wei WuXian gestritten hatte, sie
aber nicht dabei unterbrochen und er sprach erst jetzt, als er Jin
ZiXun im Nachteil sah.
Wei WuXian nickte:
„Sektenführer Jin, es war nie meine Absicht, Ihr privates Bankett
zu stören. Entschuldigen Sie. Der Verbleib der Menschen, die der
junge Meister Jin verschleppt hat, ist jedoch immer noch unklar. Nur
ein Moment der Verzögerung, und es könnte zu spät sein. Einer aus
dieser Gruppe hat mich schon einmal gerettet. Ich werde mich
definitiv nicht zurücklehnen und zusehen. Bitte fühlen Sie sich
nicht unter Druck gesetzt. Ich werde es zu einem späteren Zeitpunkt
wieder gutmachen.“
Jin GuangShan: „Was
auch immer es ist, es muss etwas länger warten können. Komm, du
kannst dich zuerst setzen. Lass uns ohne Eile darüber reden.“
Lautlos hatte Jin
GuangYao bereits einen neuen Sitz vorbereitet. Wei WuXian, „Vielen
Dank, Sektenführer Jin, aber ich werde nicht lange bleiben können.
Die Angelegenheit kann nicht verzögert werden. Bitte lassen Sie dies
so schnell wie möglich klären.“
Jin GuangShan: „Es
besteht kein Grund zur Eile. Wenn wir das Ganze einmal genauer
betrachten, dann gibt es tatsächlich ein paar Dinge zwischen uns,
die noch nicht miteinander abgerechnet worden sind; Dinge, die sich
auch nicht verzögern lassen. Nun, da Sie schon einmal hier sind,
können wir dann diese Gelegenheit nicht auch nutzen, um diese Dinge
zu klären?“
Wei WuXian hob eine
Braue, „Dinge zwischen uns klären?“
Jin GuangShan, „Junger
Meister Wei, wir haben Sie schon ein paar Mal darauf angesprochen.
Sie haben es nicht vergessen, oder? … Sie haben während der
Sunshot-Kampagne einmal ein bestimmtes Objekt verwendet.“
Wei WuXian, „Oh. Sie
haben es schon früher einmal erwähnt. Das Tiger-Amulett?“
Jin GuangShan: „Man
sagt, dass das Stygianische Tiger-Amulett aus dem Eisen eines
Schwerts gegossen wurde, das Sie in der Höhle des ‚Xuanwu des
Gemetzels‘ gefunden haben. Damals haben Sie es einmal auf dem
Schlachtfeld benutzt. Seine Kräfte waren furchterregend, was dazu
führte, dass sogar einige unserer eigenen Kultivatoren von der
Restkraft betroffen waren…“
Wei WuXian unterbrach:
„Bitte kommen Sie zum Punkt.“
Jin GuangShan: „Das ist
der Punkt. In der Schlacht, und wir lassen nun einmal die Wen-Sekte
außer Acht, musste unsere Koalition auch große Verluste hinnehmen.
Eine solche Waffe ist meiner Meinung nach schwer zu kontrollieren.
Wenn es nur in den Händen einer einzelnen Person ist, könnte es
sein…“
Noch bevor er seine Worte
beendet hatte, begann Wei WuXian zu lachen.
Nach dem Lachen fuhr er
fort: „Sektenführer Jin, ich möchte Sie etwas anderes fragen.
Denken Sie, dass die LanlingJin-Sekte alles Recht dazu hätte, die
QishanWen-Sekte zu ersetzen?“
Im Festsaal war alles
still.
Wei WuXian fügte hinzu:
„Muss euch alles gegeben werden? Muss euch jeder zuhören? Wenn ich
mir das hier genauer anschaue, so wie die LanlingJin Sekte die Dinge
erledigt, dann könnte man denken, dass man sich wieder im Reich der
QishanWen-Sekte befindet.“
Als er das hörte,
blitzte in Jin GuangShan eckigem Gesicht verlegener
Zorn auf. Nach der Sunshot-Kampagne war die Kritik an Wei WuXian
gestiegen, der den dunklen Weg der Kultivierung pflegte, den die
Sekten bislang verschleiert hatten.
Er hatte das
Tiger-Amulett erwähnt, und beabsichtigte damit, Wei WuXian zu
bedrohen, um ihn daran zu erinnern, dass es immer noch etwas gab, was
sie gegen ihn in der Hand hatten, dass andere ihn immer noch
beobachteten, und deshalb sollte er nun nicht so mutig sein, sich
gegen die LanlingJin-Sekte aufzulehnen.
Niemand hatte erwartet,
dass die Worte von Wei WuXian so direkt herausfordernd sein würden.
Obwohl er seit geraumer Zeit den stillen Gedanken gehegt hatte, die
Position der Wen-Sekte in der Kultivierungswelt zu übernehmen, hatte
es noch nie jemand gewagt, es so furchtlos vor ihm an die Oberfläche
zu bringen, ja, ihn sogar indirekt damit zu verspotten.
Ein Gastkultivator zu
seiner Rechten rief: „Wei WuXian! Pass auf, was du sagst!“
Wei WuXian: „Habe ich
denn etwas Falsches gesagt? Lebende Menschen dazu zu zwingen, Köder
zu sein und sie zu verprügeln, wann immer sie sich weigern zu
gehorchen - unterscheidet sich dies denn von dem, was die
QishanWen-Sekte getan hat?“
Ein anderer
Gastkultivator stand auf: „Natürlich ist das etwas anders. Die
Wen-Hunde haben alle Arten des Bösen getan. Das sie ein solches Ende
ereilt hat ist doch da nur Karma. Wir haben uns nur Zahn um Zahn
gerächt und sie die Früchte kosten lassen, die sie selbst gesät
hatten. Was ist daran falsch?“
Wei WuXian: „Rache an
denen, die dich beißen. Wen Nings Zweig hat nicht viel Blut an den
Händen. Sag mir nicht, dass du sie aufgrund ihres Namens allein für
schuldig hältst?!“
Eine andere Person
sprach: „Junger Meister Wei, haben sie nur nicht viel Blut an den
Händen, weil Sie es behaupten? Dies ist nur Ihre einseitige Ansicht
der Dinge. Wo sind die Beweise?“
Wei WuXian: „Sie
glauben, dass sie die Unschuldigen getötet haben - sind das nicht
auch Ihre einseitigen Ansichten? Solltet ihr dann nicht die ersten
sein, die Beweise vorbringen können? Warum fragst du stattdessen
mich nach Beweisen?“
Die Person schüttelte
den Kopf, die Worte ‚Dieser Mann weigert sich, mit mir eine
vernünftige Argumentation zu führen‘ standen auf seinem ganzen
Gesicht geschrieben. Jemand anderes spottete: „Damals, als die
Wen-Sekte unser Volk abgeschlachtet hat, war es tausendmal grausamer
als das hier! Sie haben uns nicht mit Gerechtigkeit und Moral
behandelt, warum sollten wir sie dann also mit einer solchen
behandeln?“
Wei WuXian grinste: „Oh.
Die Wen-Hunde haben alle Arten von Bösem getan, also kann jeder,
dessen Nachname Wen ist, getötet werden? Das kann es doch nicht
sein, oder? Vielen der Clans, die unter der Wen-Sekte gelitten
hatten, geht es derzeit recht gut, oder? Gibt es in dieser Halle
nicht ein paar Sektenführer aus Clans, die früher unter der
Wen-Sekte gedient haben?“
Als die Sektenführer
erkannten, dass er sie erkannte, änderten sich ihre Ausdrücke
sofort. Wei WuXian fuhr fort: „Da jeder, dessen Nachname Wen ist,
nach Belieben als ein Ventil für Wut verwendet werden kann,
unabhängig davon, ob derjenige unschuldig ist oder nicht, bedeutet
das dann, dass es in Ordnung ist, wenn ich sie jetzt alle sofort
töte?“
Noch bevor er seine Worte
beendet hatte, legte er seine Hand auf seine Taille, wo Chenqing
hing. Augenblicklich war es, als würde in den Köpfen aller in der
Halle Erinnerungen wachgerüttelt werden, als würden sie auf das
Schlachtfeld zurückkehren, wo Dunkelheit den Himmel schwärzte und
die Leichen zu Bergen wurden. Sofort standen einige Leute aus der
Menge auf.
Lan WangJis senkte seine
Stimme: „Wei Ying!“
Jin GuangYao stand Wei
WuXian am nächsten, aber er behielt seine Beherrschung bei und
sprach mit sanfter Stimme: „Junger Meister Wei, bitte übertreiben
Sie nichts. Wir können doch weiterhin offen über diese Dinge
diskutieren.“
Jin GuangShan stand
ebenfalls auf, sein Gesicht war eine Mischung aus Schock, Wut, Angst
und Hass. „Wei WuXian! Nur weil… Sektenführer Jiang nicht hier
ist, heißt das nicht, dass Sie so rücksichtslos sein können!“
Wei WuXians Stimme war
hart: „Glaubt Ihr, dass ich nicht waghalsig wäre, wenn er hier
wäre? Wenn ich jemanden töten wollte, wer könnte mich schon
aufhalten, und wer würde es wagen, mich aufzuhalten?!“
Lan WangJi sprach ein
Wort nach dem anderen: „Wei Ying, senke Chenqing.“
Wei WuXian sah ihn an. In
dem Augenpaar, das so klar wie Glas war, sah er sein abscheuliches
Spiegelbild. Er wirbelte herum und rief: „Jin ZiXun!“
Jin GuangShan beeilte
sich, „ZiXun!“
Wei WuXian, „Hört
jetzt mit diesem Unsinn auf. Ich bin sicher, dass jeder hier weiß,
dass meine Geduld begrenzt ist. Wo ist er? Ich habe genug Zeit mit
euch verschwendet. Ich zähle bis drei! Eins!“
Jin ZiXun wollte sich
dagegen wehren, aber als er Jin GuangShans Gesicht sah, spürte er,
wie sein Herz erzitterte. Wei WuXian begann erneut: „Zwei!“
Jin ZiXun rief
schließlich: „… gut! Fein! Es sind ja nur ein paar Wen-Hunde.
Nimm sie, wenn du willst. Ich habe keine Lust mehr mich mit dir noch
länger zu beschäftigen! Geh und finde sie doch selbst beim Qiongqi
Pfad!“
Wei WuXian lachte kalt:
„Wenn du das doch nur früher gesagt hättest.“
Er kam wie der Wind und
ging wie der Wind. Als seine Silhouette schließlich verschwand,
löste sich der Sturm über den Köpfen der Menschen auf. Im Festsaal
setzten sich die meisten, die aufgestanden waren, wieder hin. Fast
alle waren in kalten Schweiß ausgebrochen. Auf der anderen Seite
stand Jin GuangShan mit einem ausdruckslosen Gesicht genau noch da,
wo sich sein Sitz befand, verlor nun endlich die Geduld und trat
gegen den Tisch vor ihm. Alle goldenen Schüsseln und Silberplatten
rollten die Stufen hinunter.
Als Jin GuangYao seine
Unzufriedenheit sah, wollte er die Situation auflockern und begann
mit, „Va-.“
Bevor er fertig werden
konnte, war Jin GuangShan bereits gegangen. Jin ZiXun hatte auch das
Gefühl, durch das Nachgeben vor allen das Gesicht verloren zu haben.
Aus Wut und Hass wollte er auch gehen.
Jin GuangYao beeilte
sich, „ZiXun!“
Jin ZiXun war auf dem
Höhepunkt seiner Wut. Ohne einen zweiten Gedanken zu verschwenden,
warf er die Schale, die zuvor abgelehnt worden war, direkt in die
Richtung von Jin GuangYao. Sofort spritzte der Alkohol auf die
‚Funken inmitten von Schnee‘, die leidenschaftlich wirkend auf
den weißen Roben blühten. Es war mehr als peinlich, aber da im Saal
sowieso gerade alles chaotisch war, kümmerte sich niemand wirklich
um dieses große Fehlverhalten.
Lan XiChen war der
einzige, der rief: „Bruder!“
Jin GuangYao: „Mir geht
es gut, mir geht es gut. Bruder, bitte setz dich.“
Für Lan XiChen wäre es
ungebührlich, sich zu Jin ZiXun Verhalten zu äußern, also nahm er
ein schneeweißes Taschentuch heraus und reichte es ihm: „Geh dich
ausruhen und zieh dich um.“
Jin GuangYao nahm das
Taschentuch und wischte sich ein wenig trocken, während er sich
mühsam zu einem Lächeln zwang: „Ich kann doch nicht so einfach
gehen, oder?“
Er war der einzige, der
noch übrig war, um dieses Chaos aufzuräumen. Wie konnte er da die
Szene verlassen? Er beruhigte die Menge, während er völlig
erschöpft murmelte: „Der junge Meister Wei ist wirklich zu
impulsiv. Wie konnte er vor so vielen Sekten so sprechen?“
Lan WangJi sprach kalt:
„Hat er sich denn geirrt?“
Jin GuangYao hielt fast
unbemerkt inne. Er lachte sofort: „Haha. Ja, er hat Recht. Aber
obwohl er Recht hat, kann er es nicht so einfach vor ihnen sagen,
richtig?“
Lan XiChen schien, als
sei er tief in seinen Gedanken versunken. „Das Herz des jungen
Meisters Wei hat sich wirklich verändert.“
Als er dies hörte,
blitzte unter zusammengezogenen Brauen der Schmerz in den hellen
Augen Lan WangJis auf.
Nachdem er den
Karpfenturm verlassen hatte, bog Wei WuXian um mehrere Ecken, bis er
in einer Gasse ankam, „Ich weiß, wo er ist. Lass uns gehen.“
Wen Qing hatte in der
Gasse wie auf Nadeln gesessen. Als sie ihn hörte, stürmte sie
sofort hinaus. Ihr Körper war immer noch ziemlich schwach. In ihrem
Kopf drehte sich alles und sie spürte, wie sie sich ihren Knöchel
verdrehte, bevor Wei WuXian sie mit einer Hand vorsichtig auf den
Boden legte. Er schlug vor: „Soll ich dich irgendwo hinbringen,
damit du dich ausruhen kannst? Es ist schon in Ordnung, wenn ich
alleine gehe. Ich werde Wen Ning definitiv zurückbringen.“
Wen Qing klammerte sich
sofort an ihn: „Nein! Nein! Ich werde mitgehen, ich muss gehen!“
Nachdem Wen Ning
verschwunden war, war sie fast ohne Pause von Qishan nach Yunmeng
gerannt. Sie hatte seit Tagen nicht mehr ihre Augen geschlossen. Als
sie Wei WuXian sah, drängte sie ihn und bat ihn, als wäre sie
verrückt. Mit blassen Lippen und leeren Augen war sie jetzt nur noch
ein Schatten ihrer selbst. Als er sah, dass sie so aussah, als könnte
sie sich nicht mehr lange auf den Beinen halten, und da sie keine
Zeit hatte, langsam zu essen, kaufte er ihr ein paar gedämpfte
Brötchen von einem Händler, damit sie unterwegs essen konnte. Wen
Qing wusste auch, dass sie fast am Limit war und dass sie essen
musste. Mit verworrenen Haaren und roten Augen biss sie in das
Brötchen. So wie sie aussah, erinnerte sich Wei WuXian daran, wie er
und Jiang Cheng ausgesehen hatten, als sie auf der Flucht waren.
Er versprach erneut: „Es
ist in Ordnung. Ich werde Wen Ning definitiv zurückbringen.“
Wen Qing schluchzte beim
Essen: „Ich wusste, dass ich nicht hätte gehen sollen… Aber ich
hatte keine Wahl. Sie zwangen mich, in eine andere Stadt zu gehen.
Als ich zurückkam, waren Wen Ning und die gesamte Gruppe weg! Ich
wusste, ich hätte ihn nicht alleine lassen sollen!“
Wei WuXian, „Er wird in
Ordnung sein!“
Wen Qing brach zusammen:
„Wird er nicht! A-Ning ist schon seit seiner Jugend ein
gebrechlicher Mann. Er ist sowohl vorsichtig als auch schüchtern. Er
traute sich nicht einmal, temperamentvollere Leute als seine
Untergebenen anzustellen - sie sind alle ein Haufen verängstigte
Mäuse wie er! Er hat keine Ahnung, was im Notfall zu tun ist, wenn
ich nicht bei ihm bin!“
Als Wei WuXian sich mit
Jiang Cheng auf dem Rücken von Wen Qing verabschiedet hatte, hatte
sie gesagt: „Egal, wie das Ergebnis dieser Kampagne ausfällt, wir
schulden uns von nun an nichts mehr. Es ist alles erledigt.“
Wei WuXian konnte immer
noch ihren stolzen Ausdruck sehen. Doch letzte Nacht weigerte sie
sich, seine Hand loszulassen, und kniete fast vor ihm, während sie
bettelte: „Wei WuXian, Wei WuXian, junger Meister Wei, bitte hilf
mir. Ich kann wirklich niemanden finden, der mir hilft. Du musst mir
wirklich helfen, A-Ning zu finden! Ich habe keine andere Wahl, als
dich zu fragen!“
Von
ihrem Stolz von früher war nichts mehr geblieben.
Der Qiongqi Pfad war ein
alter Pfad, der durch ein Tal verlief. Der Legende nach war es der
Weg, auf dem der Gründer der QishanWen-Sekte, Wen Mao, in nur einer
Schlacht berühmt wurde. Vor Hunderten von Jahren kämpfte er
einundsechzig Tage lang gegen ein göttliches Tier und nahm am Ende
sein Leben. Das göttliche Tier war das Qiongqi, das ‚göttliche
Tier des Chaos‘, das dafür bekannt war, die Guten zu bestrafen und
das Böse zu ermutigen; die Treuen, die Gerechten zu verschlingen und
die Böswilligen zu würdigen. Ob die Legende tatsächlich wahr war
oder von den nachfolgenden Sektenführern der QishanWen-Sekte
übertrieben wurde, war natürlich unmöglich zu bestimmen.
Hunderte
von Jahren später hatte sich dieses Tal von einer Gefahrenspalte zu
einer Landschaft des Lobens und des Tourismus entwickelt. Nach der
Sunshot-Kampagne teilten sich die Sekten das Gebiet, in dem sich die
QishanWen-Sekte befunden hatte, und der Qiongqi Pfad war von der
LanlingJin-Sekte übernommen worden.
Ursprünglich waren alle
hohen Wände des Tales mit Lebensgeschichten des Gründers Wen Mao
verziert gewesen. Nun, da die LanlingJin-Sekte diesen Bereich
übernommen hatte, konnten sie die glorreiche Vergangenheit der
QishanWen-Sekte natürlich nicht weiter bestehen lassen. Es befand
sich mitten im Wiederaufbau, was bedeutete, dass alle Reliefs auf
beiden Seiten nieder gemeißelt und neue Reliefs darauf geschaffen
wurden. Am Ende würde es natürlich einen neuen Namen, der die
Galanterie der LanlingJin-Sekte unterstrich, bekommen.
Ein derart großes
Unternehmen brauchte natürlich viele Arbeiter. Und für diese Arbeit
gab es natürlich keine besseren Kandidaten als die Kriegsgefangenen
der Wen-Sekte, die nach der Sunshot-Kampagne zu obdachlosen Hunden
geworden waren.
Als die beiden den
Qiongqi Pfad erreichten, war es bereits Nacht. Im dunklen Schleier
der Nacht lagen noch kalte Regengüsse in der Luft. Schritt für
Schritt folgte Wen Qing genau Wei WuXian und zitterte, als wäre ihr
kalt, nicht nur von außen, sondern auch von innen. Wei WuXian musste
ihr hin und wieder ein wenig helfen.
Vor
dem Tal waren eine Reihe von Hütten gebaut worden, in denen die
Kriegsgefangenen ihre Nächte verbringen konnten. Wei WuXian, der Wen
Qing führte, sah von weitem eine alte, gebeugte Gestalt. Vom Regen
gänzlich eingeweicht, ging die Gestalt langsam und trug eine große
Flagge. Als er näher kam, wurde klar, dass die Person, die die Fahne
trug, eine wackelige alte Frau war. Sie trug ein noch recht junges
Kleinkind auf dem Rücken, das nur an seinen Finger knabberte, die
von ein paar Stofflappen fixiert waren. Die Alte und der kleine Junge
gingen über die Straße. Die alte Frau empfand es als schwierig, die
Flagge zu tragen. Sie musste sich alle ein paar Schritte ausruhen und
die Fahne absetzen.
Als
dies geschah, rief Wen Qing mit roten Augen: „Oma! Ich bin's!“
Die
alte Frau konnte wahrscheinlich nicht gut sehen oder hören. Sie
konnte entweder auf die Distanz nicht sehen, noch am Klang der Stimme
hören, wer die Person war. Sie wusste nur, dass jemand auf sie
zuging und etwas schrie. Eilig nahm sie die Flagge wieder auf, ihr
Gesicht voller Furcht, als hätte sie Angst, dass man sie beim rasten
erwischt hatte und sie nun geschimpft würde.
Wen Qing rannte hinüber
und nahm ihr die Fahne ab, „Was ist das? Was machst du da?“
Eine große Sonne, das
Wappen der QishanWen-Sekte, war auf die Flagge gemalt worden. Jedoch
war noch ein blutrotes Kreuz darüber gezeichnet worden. Die Flagge
selbst war in Fetzen gerissen. Seit dem Ende der Sunshot-Kampagne
wurden unzählige Personen als 'übrig gebliebene Wen-Hunde'
bezeichnet. Es wurden unzählige Methoden angewandt, um sie zu
foltern; beschönigt wurde es als 'Selbstreflexion' beschrieben. Wei
WuXian wusste, dass es wahrscheinlich war, dass sie zu alt war und
daher keine Arbeiterin wie die anderen sein konnte, daher hatte der
Anführer hier etwas anderes für sie finden müssen, um sie quälen
zu können. Sie musste die zerfledderte Fahne der Wen-Sekte tragen
und in Demütigung herumlaufen.
Überrascht zuckte die
alte Frau zuerst zusammen. Als sie endlich erkennen konnte, wer es
war, blieb ihr ihr Mund offen stehen. Wen Qing fragte: „Oma, wo ist
A-Ning? Wo sind der vierte Onkel und der Rest? Wo ist A-Ning?!“
Die alte Frau sah Wei
WuXian an, der neben ihr stand und wagte es nicht, etwas zu sagen.
Sie schaute nur in Richtung Tal. Da sie nichts anderes tun konnte,
lief Wen Qing weiter.
Auf beiden Seiten des
Tales waren Fackeln aufgestellt worden. Die Flammen flackerten ab und
zu im andauernden Nieselregen, aber ihr Licht erhellte trotzdem die
Hunderte von trägen Silhouetten auf dem Weg.
Die
Gefangenen waren alle grässlich blass, ihre Schritte waren
schleppend. Es war ihnen nicht erlaubt, spirituelle Kräfte oder
andere Instrumente einzusetzen, nicht nur durch die
Vorsichtsmaßnahmen der LanlingJin-Sekte, sondern auch, weil sie
bestraft werden mussten. Über ein Dutzend Inspektoren mit schwarzen
Regenschirmen in der Hand ritten durch den Regen, während sie
schimpften. Wen Qing stürzte durch den Regen, ihre Augen suchten
verzweifelt jedes müde, verschmutzte Gesicht ab.
Einer der Inspektoren
bemerkte sie, hob die Hand und schrie: „Wo kommst du denn her? Wer
hat dich hier frei herumlaufen lassen?“
Wen Qing forderte: „Ich
bin hier, um jemanden zu finden, ich bin hier, um jemanden zu
finden!“
Der Inspektor näherte
sich, zog etwas von der Seite seiner Taille und winkte damit herum:
„Es ist mir egal, ob du jemanden suchst oder nicht - geh! Wenn du
nicht ...“
An diesem Punkt sah er,
dass ein schwarz gekleideter Mann hinter der jungen Frau erschien.
Als wäre seine Zunge plötzlich festgewachsen, verstummte seine
Stimme.
Der
junge Mann hatte hübsche Züge, aber seine Augen waren ziemlich
kalt. Er konnte nicht anders, als unter diesem Blick zu erzittern.
Bald wurde ihm klar, dass der junge Mann ihn nicht anstarrte, sondern
stattdessen das Brandeisen, dass er festhielt.
Das
Brandeisen in der Hand des Inspektors war das gleiche wie die der
Bediensteten der QishanWen-Sekte. Lediglich die Form an der Spitze
war vom Sonnenwappen zum Pfingstrosensymbol verändert worden.
Als Wei WuXian dies
bemerkte, blitzte kaltes Licht in seinen Augen auf. Viele der
Inspektoren erkannten ihn. Sie stoppten leise ihre Pferde und
flüsterten untereinander. Niemand wagte mehr, Wen Qing zu stoppen,
und sie rief weiter, während sie suchte: „A-Ning! A-Ning!“
Egal wie verzweifelt ihre
Stimme auch klang, niemand antwortete ihr. Sie sah keine Spur von
ihrem Bruder, selbst nachdem sie das ganze Tal durchsucht hatte. Wenn
Wen Ning hier gewesen wäre, dann wäre er längst auf sie
zugestürzt. Heimlich stiegen die Inspektoren von ihren Pferden ab.
Die gesamte Gruppe starrte Wei WuXian an, als wären sie sich nicht
sicher, ob sie ihn begrüßen sollten oder nicht.
Wen Qing stürzte herüber
und fragte: „Wo sind die Wen-Kultivierenden untergebracht, die vor
wenigen Tagen hierher geschickt wurden?“
Die Leute sahen sich an.
Nach einigem Trödeln meldete sich ein Inspektor, der recht ehrlich
wirkte mit freundlichem Ton: „Alle Gefangenen hier sind
Kultivierende der Wen-Sekte. Jeden Tag werden neue hierher
geschickt.“
Wen Qing: „Es handelt
sich um meinen Bruder, der von Jin ZiXun hierher geschickt worden
ist! Er ... Er ist ungefähr so groß. Er redet nicht viel und
stottert, wann immer er spricht ...“
Der Inspektor: „Hey,
junges Fräulein, schau. Es gibt hier so viele Leute. Wie könnten
wir uns da daran erinnern, ob hier einer von ihnen stottert oder
nicht?“
Wen
Qing stampfte besorgt mit den Füßen auf: „Ich weiß, dass er hier
sein muss!“
Der Inspektor war rund
und wohl mehr von der bequemen Sorte. Er lächelte nachlässig und
entschuldigend. „Mädchen, mach dir keine Sorgen. Tatsächlich
passiert es hier oft, dass andere Sekten für gefangene Kultivierende
zu uns kommen. Vielleicht hat ihn jemand anderes in den letzten Tagen
mitgenommen? Wenn wir ab und an eine Zählung machen, stellen wir
auch manchmal fest, dass jemand weggelaufen ist ...“
Wen Qing: „Er wäre
nicht weggelaufen! Oma und die anderen sind alle hier. Mein Bruder
wäre nicht alleine weggelaufen.“
Der Inspektor: „Dann
möchtest du dir Zeit lassen, um nach ihm zu suchen? Alle Leute sind
hier. Wenn du ihn nicht finden kannst, können wir auch nichts
dagegen unternehmen.“
Plötzlich sprach Wei
WuXian: „Alle Leute sind hier?“
Während er sprach,
erstarrten alle ihre Gesichter für einen Moment. Der Inspektor
drehte sich zu ihm um: „Das ist richtig.“
Wei
WuXian, „Gut. Vorläufig nehme ich an, dass alle Lebenden hier
sind. Was ist dann mit dem Rest?“
Wen Qings Figur erbebte.
Der 'Rest' im Vergleich
zu den 'Lebenden' konnten dann nur die 'Toten' sein.
Die Inspektoren
antworteten schnell: „So braucht man nicht mit uns zu sprechen.
Obwohl es sich hier nur um Wen-Kultivierende handelt, so haben wir es
nie gewagt, etwas derartiges zu tun und jemanden getötet.“
Als hätte er nichts
gehört, zog Wei WuXian die Flöte an seiner Taille hervor. Die
wenigen Gefangenen, die in seiner Nähe gestanden waren, schrien,
bevor sie die schweren Gegenstände auf ihren Rücken abwarfen und
flohen. Innerhalb des Tals bildete sich in der Mitte sofort ein
großer freier Raum.
In Wahrheit hatten die
Gefangenen das Gesicht von Wei WuXian nicht erkannt, denn die
Wen-Sekten-Kultivierenden, die auf dem Schlachtfeld der
Sunshot-Kampagne auf Wei WuXian getroffen waren, kannten nur ein Ende
- ihre totale Vernichtung. So waren die meisten der
Wen-Kultivierenden, die sein Gesicht erkennen konnten, selbst zu
wilden Leichen in seiner Armee geworden, die er befehligen konnte.
Die Flöte aus dunklem Holz, verziert mit einer purpurroten Quaste,
und der junge Mann in Schwarz, der sie kontrollierte, war jedoch
bereits zu ihrem Albtraum geworden.
Von überall riefen die
Leute aus: „Es ist die Geisterflöte Chenqing!“
Wei WuXian setzte
Chenqing an die Lippen. Das schrille Geräusch der Flöte rauschte
mit der Kraft eines Pfeils zuerst durch den Nachthimmel und durch die
Vorhänge des Regens. Gleich darauf hallte das Echo durch das ganze
Tal. Nur eine Note, und Wei WuXian befestigte Chenqing wieder an
seiner Taille. Er stand nun mit gesenkten Armen einfach so da, ein
kaltes Lächeln auf den Lippen und ließ die Regentropfen sein Haar
und seine Kleidung durchweichen.
Bald
darauf sprach jemand: „Was ist das für ein Geräusch?“
Plötzlich kamen
überraschte Schreie von der anderen Seite der Menge. Die Menschen
lösten bald den Kreis, der sich um ihn gebildet hatte, auf, um ihn
an anderer Stelle neu zu bilden. In dessen Mitte standen nun etwa ein
Dutzend verschlissene Gestalten, große und kleine, Männer und
Frauen. Einige von ihnen verströmten bereits den Gestank nach
verrottendem Fleisch. Derjenige, der an ihrer Front stand, war Wen
Ning, dessen Augen noch geöffnet waren.
Sein Gesicht war blass
wie Wachs und seine Pupillen waren geweitet. Das Blut an den
Lippenwinkeln war bereits dunkelbraun geworden. Obwohl sich seine
Brust überhaupt nicht hob und senkte, war es offensichtlich, dass
die Hälfte seines Brustkorbs zertrümmert war. Niemand, der so etwas
sah, würde denken, dass er noch am Leben wäre, aber Wen Qing gab
nicht auf und griff mit zitternden Händen nach seinem Puls.
Sie
hielt
ihn
einige
Augenblicke
fest
und
brach
dann
schließlich
in
Tränen
aus.
Sie war sowohl verängstigt als auch schockiert und war
wie eine Verrückte hierher geeilt, aber dennoch war sie zu spät.
Sie hatte ihren Bruder nicht noch ein letztes Mal sehen können.
Wen Qing weinte, während
sie Wen Nings Rippen berührte, als wollte sie sie wieder
zusammenfügen. In ihrer vergeblichen Hoffnung schien sie sich an
diese nicht vorhandene Möglichkeit zu klammern. Ihre sonst süßen
Gesichtszüge waren verzerrt und wurden unansehnlich, sogar hässlich.
Aber wenn jemand im tiefsten Schmerz war, konnte er niemals mit Würde
weinen.
Vor dem steifen Leichnam
ihres einzigen jüngeren Bruders war kein Teil des Stolzes mehr übrig
geblieben, den sie so sehr zu pflegen versucht hatte.
Der Schock, den Wen Qing
erlebte, war zu stark. Schließlich konnte sie sich nicht länger
halten und wurde ohnmächtig. Wei WuXian stand hinter ihr und fing
sie auf, ohne etwas zu sagen, und lehnte sie an seine Brust. Er
schloss seine Augen und öffnete sie kurze Zeit später: „Wer hat
ihn getötet?“
Sein Ton war irgendwo
zwischen heiß und kalt anzusiedeln. Es war, als wäre er nicht
verärgert, sondern als würde er über etwas nachdenken. Der
Inspektor an der Spitze meinte, er hätte noch eine Chance und
antwortete abweisend: „Junger Meister Wei, Sie dürfen so etwas
nicht sagen. Wir würden es nicht wagen, auch nur eine einzelne
Person hier zu töten. Er war derjenige, der bei der Arbeit nicht
aufpasste, von den Talwänden herunterfiel und starb.“
Wei WuXian: „Niemand
würde es wagen, hier einen einzelnen Menschen zu töten? Ist das
wahr?“
Die Inspektoren schworen
gemeinsam: „Absolut!“
„Nicht einen einzigen!“
Wei WuXian lächelte:
„Oh. Ich verstehe.“
Gleich darauf fuhr er
ruhig fort: „Es ist, weil es Wen-Hunde sind und Wen-Hunde keine
Menschen sind. Selbst wenn ihr sie getötet habt, zählt dies nicht
als getötet. Das ist es, was ihr meinst, nicht wahr?“
Genau
das dachte der Hauptinspektor, als er es gesagt hatte. Als ob seine
Gedanken gelesen worden wären wurde sein Teint plötzlich blass. Wei
WuXian fügte hinzu: „Oder dachtet ihr wirklich, ich würde nicht
herausfinden können, wie jemand gestorben ist?“
Alle Inspektoren waren
sprachlos. Als würden sie endlich erkennen, dass die Situation nicht
zu ihren Gunsten war, sahen sie aus, als würden sie in sich zusammen
schrumpfen. Wei WuXian behielt sein Lächeln bei: „Es wäre am
besten, wenn ihr alles ehrlich zugeben würdet. Wer von euch war
derjenige, der ihn getötet hat? Trete alleine nach vorne. Oder
ansonsten ziehe ich es vor, die falschen Leute zu töten, anstatt nur
einen von euch gehen zu lassen. Euch alle zu töten, würde dafür
sorgen, dass niemand von euch vergessen wird.“
Die
Gruppe spürte, wie ihre Kopfhaut kribbelte und ihr Blut kalt wurde.
Der Hauptinspektor stammelte: „Die YunmengJiang-Sekte und die
LanlingJin-Sekte kommen gut miteinander aus. Du darfst nicht ...“
Als Wei WuXian dies
hörte, warf er einen wütenden Blick auf ihn: „Du bist ziemlich
mutig. Drohst du mir?“
Der Hauptinspektor
beeilte sich: „Natürlich nicht.“
Wei WuXian, „Ich
gratuliere dir, dass du mir mein letztes bisschen Geduld genommen
hast. Da ihr euch hierzu nicht äußern wollt, lassen wir ihn doch
selbst antworten.“
Als ob er lange auf seine
Worte gewartet hätte, bewegte sich Wen Nings steife Leiche plötzlich
und hob den Kopf. Bevor die beiden ihm nächsten Inspektoren
überhaupt schreien konnten, wurden ihrer beider Hälse mit eiserner
Hand gepackt.
Ausdruckslos hob Wen Ning
die beiden zappelnden Inspektoren hoch in die Luft. Der Kreis um sie
herum wurde immer größer. Der Hauptinspektor rief: „Junger
Meister Wei! Junger Meister Wei! Bitte geht nachsichtig mit uns um!
Dies in der Hitze des Moments zu tun, würde doch nur zu irreparablen
Folgen führen!“
Der Regen fiel stärker
und heftiger. Wassertropfen liefen Wei WuXian über die Wangen. Er
wirbelte plötzlich herum und legte seine Hand auf Wen Nings
Schulter, bevor er rief: „Wen QiongLin!“
Wie eine Antwort stieß
Wen Ning ein langes, donnerndes Gebrüll aus. Alle Ohren im Tal
schmerzten. Wei WuXian sprach ein Wort nach dem anderen: „Wer auch
immer euch alle zu eurem derzeitigen Zustand veranlasst hat, so lasst
sie das gleiche Ende finden. Ich gebe euch das Recht dazu, das zu
erledigen!“
Als er dies hörte, warf
Wen Ning sofort die beiden Inspektoren, die er zusammengehalten
hatte, gegeneinander. Wie explodierende Wassermelonen stießen die
beiden Köpfe sofort mit einem lauten Knall aneinander, verspritzten
überall rote und weiße Körperflüssigkeiten.
Die Szene war unheimlich
grotesk. Im ganzen Tal ertönten Schreie. Pferde wieherten und
Gefangene flohen - es war mehr als chaotisch. Wei WuXian nahm Wen
Qing in die Arme. Als ob nichts passiert wäre, durchschritt er die
panische Menge und griff nach den Zügeln eines Pferdes. Als er sich
gerade umdrehen wollte, rief ihm ein schmächtiger Gefangener zu:
„... Herr Wei.“
Wei WuXian drehte sich um
und sah ihn an: „Was?“
Die Stimme des Gefangenen
zitterte leicht, als er in eine bestimmte Richtung zeigte: „Es
gibt… Es gibt ein Haus auf dieser Seite des Tales. Sie benutzen es,
um… um dort Menschen einzusperren und um sie zu verprügeln. Jeder,
der dort stirbt, wird nach draußen gezogen und begraben. Einige der
Leute, nach denen Sie gesucht haben, könnten noch dort drüben sein
...“
Wei WuXian, „Danke.“
Er folgte der Richtung,
auf die die Person gezeigt hatte, und tatsächlich sah er einen
Schuppen, der aussah, als sei er nur provisorisch erbaut worden. Er
hielt Wen Qing mit einer Hand fest und trat die Tür auf. In einer
Ecke des Raumes saßen rund ein Dutzend Menschen, sie alle waren
verletzt und bluteten. Sie zuckten zusammen, als er die Tür so grob
aufstieß. Als einige von ihnen Wen Qing in den Armen von Wei WuXian
liegen sahen, stürzten sie herüber und ignorierten ihre schweren
Verletzungen, „Fräulein Qing!“
Einer von ihnen schäumte:
„Wer… wer bist du? Was hast du mit unserer Büroleiterin
gemacht?“
Wei WuXian, „Nichts.
Wer von euch sind die Kultivierenden unter Wen Ning? Hört mit dem
Unsinn auf und kommt jetzt heraus!“
Die Gruppe starrte sich
an, aber Wei WuXian war bereits gegangen, Wen Qing in seinen Armen.
Sie konnten nichts anderes tun, als sich zu zwingen, ihm zu folgen
und sich gegenseitig dabei zu helfen. Sobald sie das Haus verlassen
hatten, und bevor sie überhaupt wussten, was das für ein Chaos im
Tal war, ordnete Wei WuXian an: „Holt die Pferde. Beeilt euch!“
Ein Mann mittleren Alters
protestierte: „Nein, unser junger Meister Wen Ning ...“
Plötzlich flog ein
abgetrennter Kopf in sein Sichtfeld. Die Leute drehten sich gerade
noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie Wen Ning eine Leiche vollends
zertrümmerte, deren Gliedmaßen immer noch am Boden zuckten. Mit
bloßen Händen ergriff er ihre inneren Organe.
Wei
WuXian rief: „Genug!“
Dunkles Knurren kam aus
Wen Nings Hals, als wäre er immer noch nicht zufrieden. Wei WuXian
pfiff und sagte noch einmal: „Steh auf!“
Wen Ning konnte nur
aufstehen. Wei WuXian: „Worauf wartet ihr noch? Besteigt die
Pferde! Sagt mir nicht, dass ihr darauf wartest, dass ich auch noch
eure Schwerter finden soll?!“
Einer in der Gruppe
erinnerte sich daran, dass hier auch eine ältere Person war. Er
beeilte sich, die alte Frau und das Kleinkind zu holen und ihnen auf
ein Pferd zu helfen. Wei WuXian bestieg mit der immer noch
bewusstlosen Wen Qing ebenfalls ein Pferd. Die Dutzenden von Menschen
fanden nur ein Dutzend Pferde inmitten des unüberschaubaren
Gemetzels. Daher mussten zwei oder drei Personen trotz der
Unbequemlichkeit jeweils ein Pferd teilen. Die alte Frau konnte nicht
alleine reiten und sie musste zudem noch das Kind irgendwie mit sich
tragen.
Als
er dies sah, streckte Wei WuXian seine Hand aus: „Gib ihn mir.“
Die
alte
Frau
schüttelte
mehrmals
den
Kopf.
Das
Kind
umarmte
zwar
den
Hals
seiner
Oma,
rutschte
jedoch
ab.
In
den
Augen
der
beiden
konnte
man
eine
unfassbare
Angst
erkennen.
Mit
einer
schnellen
Bewegung
schnappte
sich
Wei WuXian
das
Kind
und
drückte
es
sich
unter
seinen
Arm.
Die alte Frau hatte Todesangst: „A-Yuan! A-Yuan!“
Obwohl das Kind, das
A-Yuan genannt wurde, noch ziemlich jung war, kannte es bereits
Angst, aber es weinte immer noch nicht. Er knabberte nur weiter an
seinen Fingern, während er Wei WuXian ein paar interessierte Blicke
schenkte.
Wei
WuXian rief: „Wir gehen!“
Seine Beine stießen
gegen die Flanken des Pferdes und er führte die Gruppe an. Etwa ein
Dutzend Pferde folgten ihm und sie rasten durch den Nachtregen.
Informationen
eckigem:
Für
jeden,
der
die
Serie
(Donghua
/
Anime)
gesehen
hat,
dem
wird
nun
klar,
dass
Jin
GuangShan
hier
ganz
anders
beschrieben
(weniger
gutaussehend)
wird.
Demnach
dürfte
sein
wirklich
gutes
Aussehen
in
der
Serie
eigentlich
gar
nicht
sein...
aber
von
wem
sollten
sonst
Jin
ZiXuan,
Jin
GuangYao,
Mo
XuanYu
und
Jin
Ling
ihre
Gene
haben?
Bild
Seite 217:
Dieses ist in Band 1 der Erstauflage ebenfalls abgebildet, passt aber
besser in diese Szene und wurde daher ausgetauscht.
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