Mittwoch, 21. August 2019

Kapitel 60

Kapitel 60

Kapitel 60: Gift – Teil Fünf

Sackgasse

Wen Ning befehligte über ein paar Dutzend Jünger und beschützte sie persönlich, bis sie zu einer großen, schönen Residenz kamen. Er schlich sich dort zur Hintertür hinein und führte Wei WuXian zu einem kleineren Gebäude.

Doch kurz nachdem Wen Ning sich umgedreht und die Tür geschlossen hatte, bevor er überhaupt einmal hatte anhalten und eine Pause einlegen können, packte ihn Wei WuXian wieder an seinem Hals und fragte mit gedämpfter Stimme: „Wo genau befindet sich dieser Ort?“

Obwohl er von Wen Ning gerettet worden war, so konnte er nicht so einfach die ganze Wachsamkeit, die er gegenüber den Leuten der Wen-Sekte hatte, niederlegen. Er war immer vorsichtig gewesen. Sie waren mit Wen Ning durch diese große Residenz gegangen und hatten dabei viele Räume passiert. Die meisten der Leute im Inneren dieser Räume hatten in einem Qishan-Akzent gesprochen. Er fing alle Gesprächsfragmente ein, die durch die Fensterschlitze nach draußen gedrungen waren, und hatte die Worte ‚Aufsichtsbüro‘ herausgehört!

Wen Ning winkte schnell mit den Händen ab, „Nein.... Ich...“

Wei WuXian, „Was meinst du mit nein? Das ist nicht das Aufsichtsbüro in Yiling? Welcher unglücklichen Sekte habt ihr diesmal die Region weggenommen? Was planst du zu tun, indem du uns hierher bringst?“

Wen Ning bemühte sich sehr, zu protestieren: „Junger Meister Wei, so höre mir doch zu. Das ist ein Aufsichtsbüro. Aber.... Aber ich habe wirklich nicht die Absicht, dir etwas anzutun. Wenn ich wollte, hätte ich gestern Abend, nachdem ich den Lotus Pier betreten hatte, sofort mein Wort zurücknehmen können. I..Ich hätte dich nicht hierher führen müssen.“

Wei WuXian blieb bei seiner Wachsamkeit. Er konnte sich überhaupt nicht entspannen und war jederzeit bereit, zu explodieren. Ihm schwindelte es. Als er das hörte, glaubte er ihm immer noch nicht ganz. Wen Ning fuhr fort: „Dies ist wirklich ein Aufsichtsbüro. Wenn es einen Ort gibt, an dem euch die Leute der Wen-Sekte nicht suchen, dann wäre das hier. Ihr zwei könnt hier bleiben. Aber du darfst dich von niemandem entdecken lassen....“

Nach einer Pause zwang sich Wei WuXian ihn schließlich loszulassen. Mit leiser Stimme sagte er zu ihm „Danke" und „Entschuldigung", bevor er Jiang Chengs Körper vorsichtig auf das Holzbett im Zimmer legte.

Doch plötzlich öffneten sich die Türen des Hauses. Die Stimme einer Frau rief: „Ich habe nur nach dir gesucht! Kannst du mir das erklären....“

Noch in dem Moment, wo er gerade gesagt hatte, dass sie sich von niemandem finden lassen sollten, waren sie schon entdeckt worden!

Bei Wei WuXian brach sofort der kalte Schweiß aus. Er positionierte sich schnell vor dem Bett. Wen Ning hatte solche Angst, dass er nicht einmal etwas sagen konnte. Wie festgefroren starrten die beiden die Frau an, die im Eingang stand. Oder man könnte sie noch als ein Mädchen bezeichnen. Ihre Haut hatte einen dunkleren Teint. Obwohl ihre Gesichtszüge als niedlich einzustufen waren, so war ihr Ausdruck von äußerster Arroganz geprägt. Die Robe mit dem flammenden Sonnenmuster, die sie trug, leuchtete rot, die Flammen darauf schienen auf ihren Ärmeln und ihrem Kragen herum zu tanzen.


Ihr Rang war extrem hoch, etwa das gleiche Niveau wie bei Wen Chao! Die drei standen für einige Sekunden still. Eine Reihe von eiligen Schritten ertönte von außen. Wei WuXian sammelte all seinen Mut zusammen. Gerade als er im Begriff war, anzugreifen, bewegte sich das Mädchen, bevor er es konnte, und schlug mit einem Knall von außen die Tür zu.

Eine Stimme fragte von vor der Tür: „Büroleiterin Wen, stimmt etwas nicht?“

Das Mädchen sprach mit gleichgültiger Stimme: „Es ist nichts. Mein Bruder ist wieder da. Er fühlt sich wieder niedergeschlagen. Weckt ihn nicht auf. Geht. Wir können auf dem Weg reden.“

Die Leute draußen antworteten und folgten ihr. Wen Ning ließ einen Seufzer der Erleichterung aus und erklärte Wei WuXian: „Meine... meine ältere Schwester.“

Wei WuXian, „Wen Qing ist deine ältere Schwester?“

Wen Ning nickte, etwas verlegen, „Meine Schwester. Sie ist wirklich mächtig.“

Sie war in der Tat mächtig.

Wen Qing konnte als eine berühmte Kultivierende der QishanWen-Sekte angesehen werden. Sie war keine Tochter des Anführers der QishanWen-Sekte, Wen RuoHan, sondern die Tochter eines Cousins von Wen RuoHan. Obwohl es sich um weit entfernte Cousins handelte, hatte Wen RuoHan immer eine enge Beziehung zu seinem Cousin gehabt. Darüber hinaus war Wen Qing in den freien Künsten außergewöhnlich begabt und hatte auch Medizin studiert. Sie war ein außerordentliches Talent, und so wurde sie von Wen RuoHan sehr bevorzugt. Sie folgte Wen RuoHan oft zu den Banketten der QishanWen-Sekte, weshalb Wei WuXian ihr Gesicht vertraut vorkam. Sie war zudem schließlich eine Schönheit. Er hatte auch von irgendwo her gehört, dass sie einen älteren oder jüngeren Bruder hatte. Aber vielleicht, weil er nicht so talentiert war wie Wen Qing, sprachen nicht viele Leute über ihn.

Wei WuXian rief aus: „Du bist wirklich der jüngere Bruder von Wen Qing?“
Wen Ning dachte, dass er überrascht war, wie eine so ausgezeichnete, bekannte Schwester einen so durchschnittlichen Bruder haben konnte. Er gab zu: „Ja. Meine Schwester ist wirklich gut. Ich.... Ich bin es nicht.“

Wei WuXian, „Nein, nein, nein. Du bist auch wirklich gut. Was mich überrascht, ist, dass deine Schwester Wen Qing, die Büroleiterin, ist, und du es gewagt hast, uns mit nach hier zu nehmen....“

Plötzlich bewegte sich Jiang Cheng auf dem Bett. Er zog leicht seine Augenbrauen zusammen. Wei WuXian drehte sich sofort um und sah nach ihm, „Jiang Cheng?!“

Wen Ning eilte: „Er ist wach. Er braucht Medizin. Ich hole welche.“

Nachdem er hinausgegangen war, schloss er die Tür hinter sich. Nachdem er so lange ohnmächtig war, wachte Jiang Cheng endlich auf. Wei WuXian war ursprünglich ekstatisch gewesen. Aber bald darauf wusste er, dass etwas nicht stimmte.

Jiang Chengs Gesichtsausdruck war ziemlich seltsam. Es war ruhig, fast zu ruhig. Er starrte an die Decke, als wäre er überhaupt nicht an seiner Situation interessiert, in der er sich befand, als ob es ihm egal wäre, wo er sich befand.

Wei WuXian hatte nicht erwartet, dass er so reagieren würde. Traurigkeit, Glück, Wut, Schock – er zeigte nichts davon. Sein Herz setzte einen Schlag aus, „Jiang Cheng, kannst du mich sehen? Kannst du mich hören? Weißt du, wer ich bin?“

Jiang Cheng sah ihn an. Er sagte nichts. Wei WuXian stellte ihm noch ein paar Fragen. Sich auf seinen Arm abstützend setzte er sich schließlich auf. Er blickte auf die Striemen der Disziplinpeitsche auf seiner Brust herab, bevor er bitter lachte.

Wenn die Peitsche der Disziplin zuschlägt, dann ist es unmöglich, diese Zeichen der Scham wegzuwischen. Wei WuXian tröstete ihn trotzdem: „Hör auf, es dir anzusehen. Es muss einen Weg geben, sie loszuwerden.“

Jiang Cheng schlug nach ihm. Sein Schlag war so schwach, so machtlos, dass Wei WuXian nicht einmal zuckte: „Schlag mich. Solange es dir dadurch besser geht.“

Jiang Cheng, „Hast du es gespürt?“

Wei WuXian hielt inne, „Was? Was sollte ich spüren?“

Jiang Cheng, „Hast du meine spirituelle Kraft gespürt?“

Wei WuXian, „Welche spirituelle Kraft? Du hast überhaupt keine spirituelle Kraft benutzt.“

Jiang Cheng, „Das habe ich.“

Wei WuXian, „Wovon genau.... redest du da?“

Jiang Cheng wiederholte und schien dabei jedes Wort herauszuwürgen, „Ich sagte, ich tat es. Als ich dich schlug, nutzte ich all meine spirituelle Kraft. Ich frage dich. Hast du es gespürt?“

Wei WuXian sah ihn an. Nach einer Weile der Stille sprach er: „Kannst du mich nochmal schlagen?“

Jiang Cheng, „Das ist nicht nötig. Egal, wie oft ich dich noch treffe, es wird dasselbe sein. Wei WuXian, weißt du, warum die 'Kernschmelz-Hand' die 'Kernschmelz-Hand' genannt wird?“

Sein Herz war rapide gesunken.

Jiang Cheng fuhr ohne eine Antwort abzuwarten fort: „Weil seine Hände den goldenen Kern wegschmelzen können, so dass du nie wieder einen neuen Kern bilden kannst, deine spirituelle Kraft löst sich dann komplett auf, und du wirst ein durchschnittlicher Mensch werden. Und ein durchschnittlicher Mensch, der von einer kultivierenden Sekte abstammt, ist nicht anders als ein Nichtsnutz. Du wirst ab dann dein ganzes restliches Leben damit verbringen müssen, ein weltliches Leben zu führen. Deine Träume, jemals wieder an der Spitze zu stehen, sind vorbei. Mutter und Vater wurden zuerst von Wen ZhuLiu ihre goldenen Kerne weggeschmolzen und so hatten sie ihre Fähigkeit, zu widerstehen, verloren, bevor sie von ihm getötet wurden.“

In Wei WuXians Kopf herrschte völliges Chaos. Er wusste nicht, was er tun sollte, murmelte, „.... Die 'Kernschmelz-Hand'... Die 'Kernschmelz-Hand'...“

Jiang Cheng lachte, „Wen ZhuLiu, Wen ZhuLiu. Ich will Rache, ich will Rache, aber wie könnte ich? Ich habe nicht mal mehr meinen Kern. Ich werde nie wieder in der Lage sein, einen Kern zu bilden. Wie kann ich da Rache nehmen? Hahahahahahahaha, hahahahahahahahahahahahahaha....“

Wei WuXian brach auf dem Boden zusammen. Als er sah, wie Jiang Cheng langsam verrückt zu werden schien, konnte er nichts sagen.

Niemand wusste mehr als er, was für ein ehrgeiziger Mensch Jiang Cheng war, wie sehr er seine Kultivierung und spirituelle Kraft schätzte. Aber jetzt, mit einem einzigen Schlag der 'Kernschmelz-Hand', war seine Kultivierung, sein Selbstwertgefühl, seine Hoffnung auf Rache, zu Staub zertrümmert worden!

Wie ein Verrückter lachte Jiang Cheng eine Weile. Er legte sich wieder auf das Bett, öffnete die Arme und sprach, als hätte er alles aufgegeben: „Wei WuXian, warum hast du mich gerettet? Was nützt es, mich zu retten? Lässt mich in einer Welt leben, wo ich zusehen muss, wie die Wen-Hunde alles an sich reißen, und ich nichts dagegen tun kann?“

Zu diesem Zeitpunkt trat Wen Ning durch die Tür herein. Auf seinem Gesicht war ein Lächeln, das man fast als glückselig bezeichnen könnte. Er ging mit einer Schüssel Medizin in der Hand auf das Bett zu. Bevor er etwas sagen konnte, spiegelten sich diese Sonnengewänder vor Jiang Chengs Augen wider. Seine Pupillen schrumpften plötzlich.

Jiang Cheng trat gegen Wen Ning und somit gegen die Schale mit der Medizin. Die schwarze Flüssigkeit war nun komplett auf Wen Ning verschüttet worden. Wei WuXian wollte die Schale mit der Medizin nehmen. Auch zog er Wen Ning wieder auf die Beine, der sprachlos geschockt war. Jiang Cheng brüllte ihn an: „Was ist los mit dir?!“

Wen Ning hatte solche Angst, dass er ein paar Schritte zurücktrat. Jiang Cheng packte Wei WuXian am Kragen und schrie: „Du siehst einen Wen-Hund und tötest ihn nicht?! Und du hilfst ihm beim Aufstehen? Willst du sterben?!“

Obwohl er so viel Kraft wie möglich einsetzte, waren seine Arme immer noch schwach. Wei WuXian kämpfte sich schnell aus ihnen heraus. Jiang Cheng bemerkte schließlich, wo er war. Er blickte sich um und fragte alarmiert: „Wo sind wir hier?“

Wen Ning antwortete von weitem: „Dass ist das Aufsichtsbüro in Yiling. Aber es ist sehr sicher....“

Jiang Cheng drehte sich Wei WuXian zu, „Aufsichtsbüro?! Du bist in ihre Falle getappt?“

Wei WuXian, „Nein!“

Jiang Cheng sprach mit harter Stimme: „Nein? Was machst du dann in einem Aufsichtsbüro? Wie bist du hierher gekommen? Sag mir nicht, dass du zu den Wen-Hunden übergelaufen bist, um Hilfe zu holen?!“

Wei WuXian packte ihn, „Jiang Cheng, beruhige dich zuerst. Hier ist es sehr sicher! Wach auf. Es ist nicht sicher, ob die 'Kernschmelz-Hand' nicht....“

Jiang Cheng konnte niemandem mehr zuhören. Er war schon halb wahnsinnig. Mit den Händen um Wei WuXians Hals lachte er, „Wei WuXian, hahahahahahahahaha Wei WuXian! Du! Du....“


Plötzlich trat ein roter Schatten die Tür auf und flitzte hinein. Mit einem Wink ihrer Hand schoss ein silbernes Licht vorbei. Eine Nadel traf Jiang Chengs mitten auf der Stirn, und er legte sich sofort wieder hin. Wen Qing drehte sich um, um die Tür zu schließen, bevor sie mit leiser Stimme schimpfte: „Wen Ning, wie dumm bist du? Du lässt ihn schreien und lachen und so laut sein?! Willst du, dass er entdeckt wird?“

Als ob er seine Retterin erblickt hätte, rief er: „Schwester!“

Wen Qing, „Nennst du mich jetzt deine Schwester? Ich habe dich noch nicht befragt. Seit wann bist du so mutig? Wie kannst du es wagen, Menschen zu verstecken! Ich habe mir schon wesentlich eher so einige Fragen gestellt. Deshalb wolltest du also so plötzlich nach Yunmeng gehen! Wie sehr bist du nur so plötzlich von dir selbst überzeugt? Wer hat dir so viel Mut gegeben? Wenn Wen Chao hiervon wüsste, würde er dich dann nicht in Stücke reißen? Wenn er wirklich darauf aus ist, jemanden zu töten, denkst du, dass ich ihn dann aufhalten könnte?“

Sie sprach schnell und deutlich. Ihr kraftvoller Ton erlaubte keine Einwände. Wei WuXian konnte nirgendwo einen Moment finden, um sie zu unterbrechen. Wen Nings Gesicht war blass wie Schnee, „Schwester, aber junger Meister Wei....“

Wen Qing fuhr mit ernster Stimme fort, „Ich werde nicht viel sagen, wenn ich sehe, dass du es aus Dankbarkeit getan hast, und das ist ein verständlicher Grund. Aber diese beiden dürfen nicht lange hier bleiben! Du bist plötzlich gekommen und plötzlich gegangen, während Wen Chao die beiden verloren hat. Denkst du, Wen Chao ist so ein großer Idiot? Ihre Suche wird früher oder später hierher gelangen. Das ist das Aufsichtsbüro unter meinem Kommando, und das ist dein Haus. Welche Anschuldigung glaubst du, wird es sein, wenn sie entdecken, dass du sie versteckt hast? Denkt genau nach!“

Sie erklärte so deutlich, was für sie auf dem Spiel stand, so deutlich, dass es so aussah, als ob sie direkt auf Wei WuXians Nase zeigen würde und ihm dabei gesagt hätte, dass er möglichst schnell verschwinden und nicht hier bleiben und sie belasten sollte. Wenn Wei WuXian der Verletzte gewesen wäre oder wenn jemand anderes sie gerettet hätte, würde er sich sofort verabschieden und mit vollster Entschlossenheit gehen. Aber im Moment war Jiang Cheng derjenige, der verletzt worden war. Er wurde nicht nur verletzt, er hatte auch seinen Kern verloren. Er war nicht bei Verstand. Egal wie, Wei WuXian konnte keine Lösung finden. Und die Wen-Sekte war es, die sie von Anfang an in eine solche Situation gebracht hatte. Es war nur natürlich für ihn, sich nicht bereit zu fühlen, aufzugeben. Er konnte nur die Zähne zusammenbeißen und ruhig bleiben.

Wen Ning, „Aber die Leute der Wen-Sekte....“

Wen Qing unterbrach ihn: „Was die Wen-Sekte tut, repräsentiert nicht, was wir tun. Wir müssen nicht für das Fehlverhalten der Wen-Sekte verantwortlich sein. Wei Ying, es gibt keinen Grund, mich so anzusehen. Es gibt einen Anfang für diese ganze Schuld. Ich bin die Büroleiterin von Yiling, aber mir wurde befohlen, diese Position zu übernehmen. Ich bin Ärztin, Apothekerin, ich habe noch nie jemanden getötet, geschweige denn das Blut der Jiang-Sekte auch nur berührt.“

Es war wahr. Niemand hatte von Menschenleben gehört, die durch Wen Qings Hände verloren wurden. Es gab immer viele Fälle, in denen die Leute wollten, dass sie die Leitung übernahm. Es war, weil Wen Qing eine der Leute der Wen-Sekte war, deren Art und Weise, die Dinge zu tun, eigentlich normal waren. Manchmal konnte sie sogar ein paar gute Worte für die Leute vor Wen RuoHan einlegen. Ihr Ruf war schon immer gut gewesen.

Alle waren still im Raum.

Wenige Augenblicke später sprach Wen Qing wieder: „Zieh die Nadel nicht heraus. Die Göre würde sonst nur wieder anfangen, einen Anfall zu bekommen, wenn er aufwacht. Seine schreiende Stimme war auch von außen zu hören. Zieh sie erst heraus, nachdem seine Verletzungen verheilt sind. Ich will wirklich nichts mit Wen Chao zu tun haben, besonders nicht mit der Frau um ihn herum. Es ekelt mich an!“

Sie ging zur Tür hinaus, sobald sie fertig war. Wei WuXian sprach: „Sie.... hat damit gemeint, dass wir nicht lange bleiben können, aber wir können immerhin noch ein paar Tage bleiben.... oder?“

Wen Ning nickte: „Danke, Schwester!“

Eine Packung mit Heilkräutern wurde von außerhalb der Tür hineingeworfen. Wen Qing sprach aus der Ferne: „Wenn du wirklich dankbar bist, dann gib dir Mühe! Was für ein Gesöffs von Medizin hast du da gerade gemacht? Das braust du mir noch einmal!“

Obwohl die Kräuterpackung direkt auf Wen Ning geworfen worden war, sprach er fröhlich: „Die Medizin, die meine Schwester zubereitet, wird definitiv gut werden. Hunderte Male besser als meine. Es wird sicher alles gut werden.“

Wei WuXian fühlte sich endlich erleichtert, „Danke.“

Er verstand die Tatsache, dass eines dieser Geschwister sich dazu entscheiden hatte, sie zu ignorieren, während das andere sich dazu entschieden hatte, ihnen zu helfen, obwohl dies bedeutete, dass sie sich in eine extreme Gefahr brachten. Genau wie Wen Qing es gesagt hatte: Wenn Wen Chao wirklich jemanden töten wollte, war es unwahrscheinlich, dass Wen Qing ihn aufhalten konnte. Vielleicht wäre sie dann auch betroffen. Schließlich konnten Kinder von anderen nie mit den eigenen Kindern verglichen werden.

Mit der Nadel in seinem Kopf schlief Jiang Chengs drei Tage lang. Sowohl seine Knochen als auch die äußeren Verletzungen waren bereits verheilt. Alles, was übrig blieb und nicht geheilt werden konnte, waren die ewigen Spuren der Disziplinpeitsche und der goldene Kern, den er nie wieder zurückbilden konnte.

Wei WuXian hatte auch drei Tage lang nachgedacht.

Drei Tage später verabschiedete sich Wei WuXian von Wen Ning. Er trug Jiang Cheng auf seinem Rücken, ging eine Weile und mietete sich dann ein kleines Haus von einem Forstbeamten.

Er schloss die Tür und zog die Nadel in Jiang Chengs Kopf heraus. Dieser öffnete die Augen erst, nachdem eine lange Zeit vergangen war. Er war zwar aufgewacht, aber er bewegte sich überhaupt nicht. Er war so uninteressiert, dass er sich nicht einmal umdrehte oder nachfragte, wo sie gerade waren. Er trank kein Wasser, er aß kein Essen. Es schien, als ob er nur auf seinen Tod warten wollte.

Wei WuXian, „Willst du wirklich sterben?“

Jiang Cheng, „Ich kann mich nicht rächen, auch wenn ich noch am Leben bin. Warum sollte ich da nicht sterben wollen? Vielleicht kann ich mich in einen wilden Geist verwandeln.“

Wei WuXian, „Seit deiner Jugend erlebst du seelenberuhigende Zeremonien. Du wirst nicht in der Lage sein, dich in einen wilden Geist zu verwandeln, selbst nachdem du gestorben bist.“

Jiang Cheng, „Wenn ich nicht Rache nehmen kann, dann ist es egal, ob ich tot oder lebendig bin, was ist dann der Unterschied zwischen den beiden?“

Nachdem er das gesagt hatte, wollte er nicht mehr weiter sprechen, egal was auch passierte.

Wei WuXian saß am Bett. Er sah ihn eine Weile an. Er schlug sich auf die Knie, stand auf und begann sich zu beschäftigen. Als der Abend kam, war er endlich fertig mit dem Zubereiten des Essens. Er stellte alles auf den Tisch, „Steh auf. Es ist Zeit zum Abendessen.“

Natürlich ignorierte Jiang Cheng ihn. Wei WuXian saß am Tisch. Er hob seine eigenen Stäbchen auf: „Wenn du deine Kräfte nicht wieder auffüllst, wie sollen wir dann deinen goldenen Kern wieder zurückholen?“



Jiang Cheng hörte die Worte ‚goldener Kern‘ und blinzelte schließlich. Wei WuXian fuhr fort: „Das ist richtig. Zweifle nicht daran. Du hast nichts Falsches gehört. Was ich gesagt habe, ist, ‚deinen goldenen Kern wieder zurückholen‘.“

Jiang Cheng bewegte seine Lippen. Seine Kehle war trocken, „....du weißt wie?“

Wei WuXian sprach mit ruhiger Stimme: „Das tue ich.“

Er drehte sich um: „Du weißt bereits seit langem, dass meine Mutter, ZangSe SanRen, eine Schülerin von BaoShan SanRen war, nicht wahr?“

Der Satz war nur wenige Worte lang. Er erhellte jedoch sofort die leblosen Augen von Jiang Cheng. BaoShan SanRen, eine legendäre Himmlische, die seit Hunderten von Jahren lebte; eine in Abgeschiedenheit lebende Meisterin, der man nachsagte, sie könnte die Toten wiederbeleben und den Knochen Fleisch geben!

Seine Stimme zitterte, „Du meinst... Du meinst... du meinst...“


Wei WuXian sprach deutlich: „Ich meine, dass ich im Namen ‚BaoShan‘ heraushören kann, welcher geheime Berg damit gemeint ist. Das bedeutet, dass ich dich zu BaoShan SanRen bringen kann.“

Jiang Cheng, „.... Aber, aber ist es nicht so, dass du dich nicht an die Dinge aus seiner Kinderzeit erinnern kannst?!“

Wei WuXian, „Es ist nicht so, dass ich mich an nichts erinnern kann. Es gibt ein paar fragmentierte Stücke, die viele Male wiederholt wurden, die ich noch nicht vergessen habe. Ich habe mich immer an die Stimme einer Frau erinnert, die mir immer wieder von einem Ort und vielen anderen Dingen erzählt hat. Die Stimme sagte mir, dass wenn ich mich in einer absolut verzweifelten Situation befinde, dann kann ich den Berg hinaufgehen und die Unsterbliche auf dem Berg um Hilfe bitten.“

Jiang Cheng rollte sich vom Bett.

Er schleppte sich zum Tisch hinüber. Wei WuXian schob die Schale und die Stäbchen vor sich her, „Iss.“

Jiang Cheng klammerte sich an den Tisch und war aufgeregt, „Ich....“

Wei WuXian, „Iss. Wir können beim Essen reden. Sonst werde ich dir nichts sagen.“

Jiang Cheng hatte sich nur auf den Hocker setzen können. Mit den Essstäbchen in der Hand schaufelte er sich praktisch das Essen in den Mund. Er hatte sich schon völlig hoffnungslos gefühlt, aber plötzlich fand er heraus, dass es sich doch noch drehen konnte und die Welt immer noch um ihn herum schön war. Er war so aufgeregt, dass er sich fühlte, als würden um ihn herum lauter Flammen aufleuchten. So unruhig wie er war, wusste er nicht einmal, dass er seine Stäbchen am falschen Ende festhielt. Als Wei WuXian sah, dass er endlich anfing zu essen, so abgelenkt es auch sein mochte, fuhr er fort: „Ich werde dich in ein paar Tagen dorthin bringen.“

Jiang Cheng, „Heute!“

Wei WuXian, „Wovor hast du Angst? Das über hundert Jahre alte Unsterbliche in nur wenigen Tagen verschwinden könnten? Es wird ein paar Tage später werden, weil es viele Tabus dabei zu beachten gibt. Ich muss dich auf sie vorbereiten. Oder sonst, wenn du etwas tust, das verboten ist, wird es vorbei sein, weil du die Meisterin erzürnst. Dann wären wir beide erledigt.“

Jiang Cheng starrte ihn mit offenen Augen an und hoffte, dass er ihm noch mehr erzählen würde. Wei WuXian fuhr fort: „Wenn man den Berg hinaufgeht, dann darf man die Augen nicht öffnen und sich umsehen, damit man sich nicht an die Landschaft auf dem Berg erinnern kann, und man darf die Menschen dort nicht sehen. Denk daran, egal, was sie dir sagen, du musst es tun.“

Jiang Cheng, „Okay!“

Wei WuXian, „Und, hier ist der wichtigste Punkt. Wenn du gefragt wirst, wer du bist, dann musst du sagen, dass du der Sohn von ZangSe SanRen bist. Du kannst deine wahre Identität nicht preisgeben!“

Jiang Cheng, „Okay!“

Es war wahrscheinlich, dass Jiang Cheng, egal was Wei WuXian ihm sagte, mit tränenden Augen ja sagen würde. Wei WuXian schloss: „In Ordnung, lass uns essen. Füllen wir unsere Kräfte auf und steigern unsere Energie. Ich muss mich in den nächsten Tagen vorbereiten.“

Jiang Cheng hatte endlich erkannt, dass er seine Stäbchen falsch herum gehalten hatte. Er drehte sie um und aß noch ein paar weitere Bissen. Es war so scharf, dass seine Augen rot wurden und tränten. Er konnte nicht anders, als darüber zu fluchen, „.... schmeckt schrecklich!“

Nachdem Wei WuXian tagelang kontinuierlich nach den Details rund um BaoShan SanRen befragt wurde, machte er sich schließlich mit Jiang Cheng auf den Weg. Nach einer langen Reise erreichten sie den Fuß eines der abgelegenen Berge in Yiling.


Der Berg war dicht bewachsen mit grünen Pflanzen. Seine Spitze war von Wolken und Nebel umgeben. Es steckte in der Tat ein gewisses Gefühl von Göttlichkeit darin. Doch es war noch etwas zu weit weg vom Himmelsberg, von dem alle dachten, dass er es sei. In den letzten Tagen war Jiang Cheng immer misstrauisch gewesen. Er vermutete manchmal, dass Wei WuXian ihn anlog, und manchmal vermutete er, dass Wei WuXian in seiner Kindheit etwas Falsches gehört oder sich an etwas Falsches erinnert hatte, und er war ständig besorgt, ob sie es finden würden oder nicht. Als er den Berg sah, begann er wieder zu zweifeln: „Ist das wirklich der Ort, an dem BaoShan SanRen lebt?“

Wei WuXian klang sicher: „Es ist definitiv hier. Hat es einen Sinn, dass ich dich anlüge? Damit du für ein paar Tage glücklich sein kannst und dann eine noch größere Enttäuschung erlebst?“

Ähnliche Gespräche hatten zwischen den beiden bereits unzählige Male stattgefunden. Wei WuXian ging mit ihm den halben Berg hinauf, „In Ordnung. Nun, ab jetzt werde ich nicht mehr in der Lage sein, weiter mit dir nach oben gehen.“

Er nahm ein Stück Stoff heraus und bedeckte damit Jiang Chengs Augen. Er sagte ihm immer wieder: „Du darfst nie, nie die Augen öffnen. Auf dem Berg gibt es keine Bestien. Ich möchte, dass du langsamer gehst. Selbst wenn du fällst, kannst du das Tuch nicht wegziehen. Du darfst nicht neugierig sein. Denke daran, sag einfach, dass du Wei WuXian bist. Weißt du, wie man die Fragen beantwortet?“


Die Frage war entscheidend, ob er wieder einen Kern bilden und Rache nehmen konnte oder nicht. Natürlich wagte Jiang Cheng es nicht, nachlässig zu sein. Er nickte nervös. Er drehte sich um und begann langsam den Berg hinaufzugehen. Wei WuXian, „Ich werde in der Stadt da hinten auf dich warten!“

Nachdem er eine Weile lang Jiang Chengs sich langsam fortbewegende Silhouette beobachtet hatte, drehte er sich auch um und ging auf einen anderen Bergpfad.

Jiang Cheng war seit sieben Tagen auf dem Berg.

Die Stadt, in der sie sich treffen wollten, war inmitten der Berge gebaut worden. Sie lag ziemlich abgelegen. Es lebten nicht viele Leute dort. Die Straßen waren sowohl schmal als auch holprig. Es gab nicht einmal einen Straßenverkäufer am Wegesrand.

Wei WuXian hockte am Straßenrand. Er blickte in die Richtung des Berges. Es gab immer noch keinen Hinweis von Jiang Cheng. Mit den Händen auf den Knien stand er auf, bevor er seinen Kopf drehte. Er war für einige Augenblicke etwas zittrig auf den Beinen und ging dann auf das einzige Teehaus der Stadt zu.

Das Teehaus war wahrscheinlich das einzige Gebäude in der Stadt, das nicht grob zusammengezimmert war. Als er eintrat, kam ein Kellner mit einem Lächeln auf dem Gesicht zu ihm: „Was wünschen Sie?“

Wei WuXian war sofort alarmiert.

In den letzten Tagen war er ständig auf der Flucht gewesen und hatte nie die Zeit gehabt, sich zu waschen. Man könnte ihn fast als verwahrlost bezeichnen. Wenn die meisten Teehauskellner einen solchen Anblick sahen, dann hätte er wirklich Glück, wenn sie ihn nicht sofort rauswerfen würden.

Mit einer solchen Begeisterung empfangen zu werden, erschien mir etwas zu unecht.

Er sah sich schnell im Gästeraum um. Der Teehausbesitzer stand hinter der Theke und schien, als wolle er sein Gesicht in einer Buchhaltungsmappe vergraben. Etwa ein halbes Dutzend Menschen saßen verstreut an zehn Tischen. Viele von ihnen trugen Umhänge, tranken Tee mit gesenkten Köpfen, als ob sie etwas verheimlichten.

Sofort drehte sich Wei WuXian herum, um zu gehen. Doch nur einen Schritt außerhalb des Teehauses schwebte ein großer, dunkler Schatten über ihm und traf ihn hart auf die Brust.

Wei WuXian schlug gegen zwei Tische. Der Kellner und der Besitzer rannten hinaus und gerieten in Panik. Alle Leute im Inneren zogen ihre Umhänge aus und enthüllten die Roben mit dem Sonnenemblem, die sie darunter getragen hatten. Wen ZhuLiu trat über die Schwelle und stand vor Wei WuXian. Als er sah, wie dieser darum kämpfte, aufzustehen, und dabei dann seine eigenen Handflächen betrachtete, schien er nachzudenken. Jemand trat Wei WuXian erneut in die Knie und zwang ihn auf den Boden zurück.

Wen Chaos Gesicht erschien vor seinen Augen, voller grausamer Aufregung: „Du liegst schon unten?! Du Bastard, bist du nicht schon genug in der Höhle der ‚Schildkröte des Gemetzels‘ herum gesprungen? Du bist jetzt schon nach nur einem Schlag erledigt? Hahahahaha, spring weiter, sieh dir an, wie arrogant du warst!“

Wang LingJiaos ungeduldige Stimme erschien ebenfalls: „Schnell! Junger Meister Wen, hacke ihm seine Hand ab! Er schuldet uns noch einen Arm!“

Wen Chao, „Nein, nein, nein, bloß keine Eile. Wir haben endlich die Göre gefunden. Das Abhacken seiner Hand verursacht nur zu starke Blutungen. Wenn er bald darauf stirbt, dann würde es doch keinen Spaß mehr machen. Zuerst sollte man seinen Kern schmelzen. Ich will ihn so schreien hören, wie es dieser kleine Bastard Jiang Cheng getan hat!“

Wang LingJiao, „Dann schmelzt zuerst seinen Kern, und dann schneidet ihm die Hand ab!“

Während sie nebenbei darüber diskutierten, spuckte Wei WuXian etwas Blut aus: „Sicher! Egal welche Foltertechniken du hervorholst, immer her damit!“

Wang LingJiao grinste: „Wir nehmen dich beim Wort!“

Wen Chao spottete verächtlich: „Du bist deinem Tode so nahe und spielst immer noch den Helden!“

Wei WuXian lachte kalt: „Gerade weil ich meinem Tode nahe bin, bin ich so glücklich! Wovor ich Angst habe, ist, dass ich nicht sterben werde. Wenn du den Mut hast, dann foltere mich! Je grausamer, desto besser. Nachdem ich gestorben bin, werde ich definitiv ein wilder Geist werden und Tag und Nacht die QishanWen-Sekte verfolgen und euch alle verfluchen!“

Als Wen Chao das hörte, zögerte er tatsächlich. Schließlich waren Schüler berühmter Clans wie Jiang FengMian und Yu ZiYuan seit ihrer Jugend von ihrem Clan und den Schätzen ihres Clans beeinflusst worden. Während sie erwachsen wurden, erhielten sie unzählige seelenberuhigende Zeremonien, so dass es eigentlich nur eine winzige Chance gab, dass sie zu wilden Geistern wurden. Aber Wei WuXian war anders. Er war der Sohn eines Dieners. Er war auch nicht von Geburt an in der Jiang-Sekte aufgewachsen. Er hatte nicht die Möglichkeit, so viele Zeremonien zu absolvieren. Wenn er wirklich mit zu viel verärgerter Energie starb und zu einem wilden Geist wurde, um sie zu verfolgen, wäre das eine ziemliche Qual. Und von der Folter, die er zu Lebzeiten erhalten hatte, je größer die Anzahl, je zerstörender, je grausamer sie waren, desto schwieriger war es dann, mit dem Geist, den er nach seinem Tod gebildet hatte, umzugehen.

Als sie seine Überlegungen sah, warf Wang LingJiao schnell ein: „Junger Meister Wen, hör nicht auf seinen Unsinn. Nicht jeder kann nach seinem Tod zu einem wilden Geist werden. Zeit, Ort, Situation - all das muss stimmen. Außerdem, selbst wenn er wirklich einer werden würde, kann denn dann die QishanWen-Sekte nicht mit diesem einzigen Geist umgehen? Wir haben schon so lange versucht, ihn zu fangen. Haben wir diese Mühen nicht auf uns genommen, um ihn zu bestrafen? Sag mir nicht, dass du ihn nun allein deshalb gehen lassen wirst, weil er eine Weile mit diesem Unsinn geprahlt hat!“

Wen Chao, „Natürlich nicht!“

In dem Wissen, dass er definitiv sterben würde, wurde Wei WuXian irgendwie ruhiger. Der knochentiefe Hass in ihm ließ sich in eisig-kalter Entschlossenheit nieder. Als er seinen Gesichtsausdruck betrachtete, konnte er, obwohl Wen Chao eindeutig verärgert war, auch irgendwie seine Angst sehen. Er trat ihm in den Bauch: „Du ziehst immer noch diese Show ab! Wen willst du damit erschrecken?! Wessen Held gibst du vor zu sein?!“

Die Gruppe der Jünger schlug mit ihm zusammen Wei WuXian zusammen. Nachdem er das Gefühl hatte, dass es genug war, befahl Wen Chao schließlich: „Genug!“

Wei WuXian spuckte einen weiteren Mund voller Blut aus. Sein Herz schlug ganz ruhig, Ist es nun an der Zeit, mich zu töten? Es wird nicht viel anders sein, auch wenn ich jetzt sterbe. Es wird nicht viel schlimmer sein als jetzt so zu leben, und es gibt eine Eins-zu-Drei Chance für mich, ein wilder Geist zu werden und Rache zu nehmen!

Als er so daran dachte, fühlte er einen unvergleichlichen Nervenkitzel.

Doch Wen Chao sagte: „Wei Ying, du denkst immer, dass du vor nichts Angst hast, dass du ach so tapfer und mächtig bist, nicht wahr?“

Wei WuXian antwortete überrascht: „Huh, also können auch Wen-Hunde die menschliche Sprache sprechen?“

Wen Chao schlug mit der Faust nach unten. Sein Lächeln war verzogen und wirkte daher hässlich: „Gib einfach weiter an und zeige, wie gut du mit Worten umgehen kannst. Ich würde zu gerne sehen, wie lange du noch diese Heldenrolle spielen kannst!“

Er befahl seinen Untergebenen, Wei WuXian festzuhalten. Wen ZhuLiu ging hinüber und zog ihn vom Boden hoch. Wei WuXian gelang es, den Kopf zu heben. Er sah die Person an, die Jiang FengMian und Herrin Yu getötet und Jiang Chengs goldenen Kern zerstört hatte. Er brannte sich sein Gesicht und seinen kalten Ausdruck in sein Herz.

Zusammen mit ihm flogen die Jünger der Wen-Sekte mit ihren Schwertern. Die Stadt und die Berge rückten in immer weitere Entfernung. Wei WuXian dachte: Selbst wenn Jiang Cheng nun den Berg herunterkommen würde, so würde er mich nun nicht mehr finden können.... Warum bringen sie mich so hoch in die Luft? Lassen sie mich in den Tod fallen, wenn sie hoch genug sind?

Nach einer Weile des Fliegens brach sich ein schwarzer Berg plötzlich durch die Schichten von schneeschweren Wolken. Der gesamte Berg strahlte eine ahnungsvolle Aura des Todes aus. Als ob es sich um eine große Leiche handeln würde, die Tausende von Jahren alt ist, ließ allein das Betrachten schon das Blut kalt werden.



Wen Chao hielt genau über dem Berg an. Er sprach: „Wei Ying, weißt du, wo wir hier sind?“

Er grinste: „Dieser Ort hier heißt 'Grabhügel'.“

Als er diesen Namen hörte, kletterte ein eisiger Schauer über Wei WuXians Wirbelsäule bis hin zu seinem Hinterkopf. Wen Chao fuhr fort: „Der Grabhügel liegt direkt hier in Yiling. Ihr Yunmeng Leute habt wahrscheinlich auch schon von seinem Namen gehört. Es ist ein Berg von Leichen, ein altes Schlachtfeld. Wenn du dir einen x-beliebigen Platz hier auf dem Berg suchst und dort mit deiner Schaufel in die Erde gräbst, dann kannst du eine Leiche ausgraben. Hier werden auch alle namenlosen Leichen entsorgt, nur in ein paar Matten eingewickelt.“

Die Gruppe auf ihren Schwertern stieg langsam nach unten und näherte sich dem schwarzen Gipfel. Wen Chao, „Schau dir diese dunkle Luft an. Tsk tsk tsk, diese feindliche Energie ist hier so stark, nicht wahr? Und die nachtragende Energie ist hier richtig dick, nicht wahr? Selbst wir von der Wen-Sekte wären nicht in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen. Wir konnten es nur umschließen und verhindern, dass Menschen hineingehen. Es ist noch Tag. Nachts kann man da drin wirklich alles finden. Wenn ein lebender Mensch da reinkommt, dann sind sowohl der Körper als auch die Seele nicht mehr in der Lage, für alle Ewigkeit dort herauszukommen und zurückzukehren!“



Er packte in Wei WuXians Haare. Mit einem grotesken Grinsen im Gesicht sprach er ein Wort nach dem anderen: „Und du wirst auch für alle Ewigkeit nicht rauskommen!“

Als er fertig war, warf er Wei WuXian hinunter.

Ahhhhhhhhhhhhhhhhhh....!“

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4 Kommentare:

  1. Meine Brust zieht sich echt über das ganze kapitel und ich könnte heuln Q.Q

    lg.Lilli

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  2. *Taschentuch reich* ...will nicht spoilern oder so...aber besorg dir mal eine Familienpackung Tempos...

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  3. Ich heule in einer Tour bei diesem Kapitel..und die nächsten werden nicht besser Q.Q

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    1. Ich reiche dir mal eine Großpackung Taschentücher... und ich will ja nicht spoilern... aber es wird alles gut *tröst*

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