Kapitel 60: Gift – Teil Fünf
Sackgasse
Wen Ning befehligte über
ein paar Dutzend Jünger und beschützte sie persönlich, bis sie zu
einer großen, schönen Residenz kamen. Er schlich sich dort zur
Hintertür hinein und führte Wei WuXian zu einem kleineren Gebäude.
Doch kurz nachdem Wen
Ning sich umgedreht und die Tür geschlossen hatte, bevor er
überhaupt einmal hatte anhalten und eine Pause einlegen können,
packte ihn Wei WuXian wieder an seinem Hals und fragte mit gedämpfter
Stimme: „Wo genau befindet sich dieser Ort?“
Obwohl er von Wen Ning
gerettet worden war, so konnte er nicht so einfach die ganze
Wachsamkeit, die er gegenüber den Leuten der Wen-Sekte hatte,
niederlegen. Er war immer vorsichtig gewesen. Sie waren mit Wen Ning
durch diese große Residenz gegangen und hatten dabei viele Räume
passiert. Die meisten der Leute im Inneren dieser Räume hatten in
einem Qishan-Akzent gesprochen. Er fing alle Gesprächsfragmente ein,
die durch die Fensterschlitze nach draußen gedrungen waren, und
hatte die Worte ‚Aufsichtsbüro‘ herausgehört!
Wen Ning winkte schnell
mit den Händen ab, „Nein.... Ich...“
Wei WuXian, „Was meinst
du mit nein? Das ist nicht das Aufsichtsbüro in Yiling? Welcher
unglücklichen Sekte habt ihr diesmal die Region weggenommen? Was
planst du zu tun, indem du uns hierher bringst?“
Wen Ning bemühte sich
sehr, zu protestieren: „Junger Meister Wei, so höre mir doch zu.
Das ist ein Aufsichtsbüro. Aber.... Aber ich habe wirklich nicht die
Absicht, dir etwas anzutun. Wenn ich wollte, hätte ich gestern
Abend, nachdem ich den Lotus Pier betreten hatte, sofort mein Wort
zurücknehmen können. I..Ich hätte dich nicht hierher führen
müssen.“
Wei WuXian blieb bei
seiner Wachsamkeit. Er konnte sich überhaupt nicht entspannen und
war jederzeit bereit, zu explodieren. Ihm schwindelte es. Als er das
hörte, glaubte er ihm immer noch nicht ganz. Wen Ning fuhr fort:
„Dies ist wirklich ein Aufsichtsbüro. Wenn es einen Ort gibt, an
dem euch die Leute der Wen-Sekte nicht suchen, dann wäre das hier.
Ihr zwei könnt hier bleiben. Aber du darfst dich von niemandem
entdecken lassen....“
Nach einer Pause zwang
sich Wei WuXian ihn schließlich loszulassen. Mit leiser Stimme sagte
er zu ihm „Danke" und „Entschuldigung", bevor er Jiang
Chengs Körper vorsichtig auf das Holzbett im Zimmer legte.
Doch plötzlich öffneten
sich die Türen des Hauses. Die Stimme einer Frau rief: „Ich habe
nur nach dir gesucht! Kannst du mir das erklären....“
Noch in dem Moment, wo er
gerade gesagt hatte, dass sie sich von niemandem finden lassen
sollten, waren sie schon entdeckt worden!
Bei Wei WuXian brach
sofort der kalte Schweiß aus. Er positionierte sich schnell vor dem
Bett. Wen Ning hatte solche Angst, dass er nicht einmal etwas sagen
konnte. Wie festgefroren starrten die beiden die Frau an, die im
Eingang stand. Oder man könnte sie noch als ein Mädchen bezeichnen.
Ihre Haut hatte einen dunkleren Teint. Obwohl ihre Gesichtszüge als
niedlich einzustufen waren, so war ihr Ausdruck von äußerster
Arroganz geprägt. Die Robe mit dem flammenden Sonnenmuster, die sie
trug, leuchtete rot, die Flammen darauf schienen auf ihren Ärmeln
und ihrem Kragen herum zu tanzen.
Ihr Rang war extrem hoch,
etwa das gleiche Niveau wie bei Wen Chao! Die drei standen für
einige Sekunden still. Eine Reihe von eiligen Schritten ertönte von
außen. Wei WuXian sammelte all seinen Mut zusammen. Gerade als er im
Begriff war, anzugreifen, bewegte sich das Mädchen, bevor er es
konnte, und schlug mit einem Knall von außen die Tür zu.
Eine Stimme fragte von
vor der Tür: „Büroleiterin Wen, stimmt etwas nicht?“
Das Mädchen sprach mit
gleichgültiger Stimme: „Es ist nichts. Mein Bruder ist wieder da.
Er fühlt sich wieder niedergeschlagen. Weckt ihn nicht auf. Geht.
Wir können auf dem Weg reden.“
Die Leute draußen
antworteten und folgten ihr. Wen Ning ließ einen Seufzer der
Erleichterung aus und erklärte Wei WuXian: „Meine... meine ältere
Schwester.“
Wei WuXian, „Wen Qing
ist deine ältere Schwester?“
Wen Ning nickte, etwas
verlegen, „Meine Schwester. Sie ist wirklich mächtig.“
Sie war in der Tat
mächtig.
Wen Qing konnte als eine
berühmte Kultivierende der QishanWen-Sekte angesehen werden. Sie war
keine Tochter des Anführers der QishanWen-Sekte, Wen RuoHan, sondern
die Tochter eines Cousins von Wen RuoHan. Obwohl es sich um weit
entfernte Cousins handelte, hatte Wen RuoHan immer eine enge
Beziehung zu seinem Cousin gehabt. Darüber hinaus war Wen Qing in
den freien Künsten außergewöhnlich begabt und hatte auch Medizin
studiert. Sie war ein außerordentliches Talent, und so wurde sie von
Wen RuoHan sehr bevorzugt. Sie folgte Wen RuoHan oft zu den Banketten
der QishanWen-Sekte, weshalb Wei WuXian ihr Gesicht vertraut vorkam.
Sie war zudem schließlich eine Schönheit. Er hatte auch von
irgendwo her gehört, dass sie einen älteren oder jüngeren Bruder
hatte. Aber vielleicht, weil er nicht so talentiert war wie Wen Qing,
sprachen nicht viele Leute über ihn.
Wei WuXian rief aus: „Du
bist wirklich der jüngere Bruder von Wen Qing?“
Wen Ning dachte, dass er
überrascht war, wie eine so ausgezeichnete, bekannte Schwester einen
so durchschnittlichen Bruder haben konnte. Er gab zu: „Ja. Meine
Schwester ist wirklich gut. Ich.... Ich bin es nicht.“
Wei WuXian, „Nein,
nein, nein. Du bist auch wirklich gut. Was mich überrascht, ist,
dass deine Schwester Wen Qing, die Büroleiterin, ist, und du es
gewagt hast, uns mit nach hier zu nehmen....“
Plötzlich bewegte sich
Jiang Cheng auf dem Bett. Er zog leicht seine Augenbrauen zusammen.
Wei WuXian drehte sich sofort um und sah nach ihm, „Jiang Cheng?!“
Wen Ning eilte: „Er ist
wach. Er braucht Medizin. Ich hole welche.“
Nachdem er hinausgegangen
war, schloss er die Tür hinter sich. Nachdem er so lange ohnmächtig
war, wachte Jiang Cheng endlich auf. Wei WuXian war ursprünglich
ekstatisch gewesen. Aber bald darauf wusste er, dass etwas nicht
stimmte.
Jiang Chengs
Gesichtsausdruck war ziemlich seltsam. Es war ruhig, fast zu ruhig.
Er starrte an die Decke, als wäre er überhaupt nicht an seiner
Situation interessiert, in der er sich befand, als ob es ihm egal
wäre, wo er sich befand.
Wei WuXian hatte nicht
erwartet, dass er so reagieren würde. Traurigkeit, Glück, Wut,
Schock – er zeigte nichts davon. Sein Herz setzte einen Schlag aus,
„Jiang Cheng, kannst du mich sehen? Kannst du mich hören? Weißt
du, wer ich bin?“
Jiang Cheng sah ihn an.
Er sagte nichts. Wei WuXian stellte ihm noch ein paar Fragen. Sich
auf seinen Arm abstützend setzte er sich schließlich auf. Er
blickte auf die Striemen der Disziplinpeitsche auf seiner Brust
herab, bevor er bitter lachte.
Wenn die Peitsche der
Disziplin zuschlägt, dann ist es unmöglich, diese Zeichen der Scham
wegzuwischen. Wei WuXian tröstete ihn trotzdem: „Hör auf, es dir
anzusehen. Es muss einen Weg geben, sie loszuwerden.“
Jiang Cheng schlug nach
ihm. Sein Schlag war so schwach, so machtlos, dass Wei WuXian nicht
einmal zuckte: „Schlag mich. Solange es dir dadurch besser geht.“
Jiang Cheng, „Hast du
es gespürt?“
Wei WuXian hielt inne,
„Was? Was sollte ich spüren?“
Jiang Cheng, „Hast du
meine spirituelle Kraft gespürt?“
Wei WuXian, „Welche
spirituelle Kraft? Du hast überhaupt keine spirituelle Kraft
benutzt.“
Jiang Cheng, „Das habe
ich.“
Wei WuXian, „Wovon
genau.... redest du da?“
Jiang Cheng wiederholte
und schien dabei jedes Wort herauszuwürgen, „Ich sagte, ich tat
es. Als ich dich schlug, nutzte ich all meine spirituelle Kraft. Ich
frage dich. Hast du es gespürt?“
Wei WuXian sah ihn an.
Nach einer Weile der Stille sprach er: „Kannst du mich nochmal
schlagen?“
Jiang Cheng, „Das ist
nicht nötig. Egal, wie oft ich dich noch treffe, es wird dasselbe
sein. Wei WuXian, weißt du, warum die 'Kernschmelz-Hand' die
'Kernschmelz-Hand' genannt wird?“
Sein Herz war rapide
gesunken.
Jiang Cheng fuhr ohne
eine Antwort abzuwarten fort: „Weil seine Hände den goldenen Kern
wegschmelzen können, so dass du nie wieder einen neuen Kern bilden
kannst, deine spirituelle Kraft löst sich dann komplett auf, und du
wirst ein durchschnittlicher Mensch werden. Und ein
durchschnittlicher Mensch, der von einer kultivierenden Sekte
abstammt, ist nicht anders als ein Nichtsnutz. Du wirst ab dann dein
ganzes restliches Leben damit verbringen müssen, ein weltliches
Leben zu führen. Deine Träume, jemals wieder an der Spitze zu
stehen, sind vorbei. Mutter und Vater wurden zuerst von Wen ZhuLiu
ihre goldenen Kerne weggeschmolzen und so hatten sie ihre Fähigkeit,
zu widerstehen, verloren, bevor sie von ihm getötet wurden.“
In Wei WuXians Kopf
herrschte völliges Chaos. Er wusste nicht, was er tun sollte,
murmelte, „.... Die 'Kernschmelz-Hand'... Die
'Kernschmelz-Hand'...“
Jiang Cheng lachte, „Wen
ZhuLiu, Wen ZhuLiu. Ich will Rache, ich will Rache, aber wie könnte
ich? Ich habe nicht mal mehr meinen Kern. Ich werde nie wieder in der
Lage sein, einen Kern zu bilden. Wie kann ich da Rache nehmen?
Hahahahahahahaha, hahahahahahahahahahahahahaha....“
Wei WuXian brach auf dem
Boden zusammen. Als er sah, wie Jiang Cheng langsam verrückt zu
werden schien, konnte er nichts sagen.
Niemand wusste mehr als
er, was für ein ehrgeiziger Mensch Jiang Cheng war, wie sehr er
seine Kultivierung und spirituelle Kraft schätzte. Aber jetzt, mit
einem einzigen Schlag der 'Kernschmelz-Hand', war seine Kultivierung,
sein Selbstwertgefühl, seine Hoffnung auf Rache, zu Staub
zertrümmert worden!
Wie ein Verrückter
lachte Jiang Cheng eine Weile. Er legte sich wieder auf das Bett,
öffnete die Arme und sprach, als hätte er alles aufgegeben: „Wei
WuXian, warum hast du mich gerettet? Was nützt es, mich zu retten?
Lässt mich in einer Welt leben, wo ich zusehen muss, wie die
Wen-Hunde alles an sich reißen, und ich nichts dagegen tun kann?“
Zu diesem Zeitpunkt trat
Wen Ning durch die Tür herein. Auf seinem Gesicht war ein Lächeln,
das man fast als glückselig bezeichnen könnte. Er ging mit einer
Schüssel Medizin in der Hand auf das Bett zu. Bevor er etwas sagen
konnte, spiegelten sich diese Sonnengewänder vor Jiang Chengs Augen
wider. Seine Pupillen schrumpften plötzlich.
Jiang Cheng trat gegen
Wen Ning und somit gegen die Schale mit der Medizin. Die schwarze
Flüssigkeit war nun komplett auf Wen Ning verschüttet worden. Wei
WuXian wollte die Schale mit der Medizin nehmen. Auch zog er Wen Ning
wieder auf die Beine, der sprachlos geschockt war. Jiang Cheng
brüllte ihn an: „Was ist los mit dir?!“
Wen Ning hatte solche
Angst, dass er ein paar Schritte zurücktrat. Jiang Cheng packte Wei
WuXian am Kragen und schrie: „Du siehst einen Wen-Hund und tötest
ihn nicht?! Und du hilfst ihm beim Aufstehen? Willst du sterben?!“
Obwohl er so viel Kraft
wie möglich einsetzte, waren seine Arme immer noch schwach. Wei
WuXian kämpfte sich schnell aus ihnen heraus. Jiang Cheng bemerkte
schließlich, wo er war. Er blickte sich um und fragte alarmiert: „Wo
sind wir hier?“
Wen Ning antwortete von
weitem: „Dass ist das Aufsichtsbüro in Yiling. Aber es ist sehr
sicher....“
Jiang Cheng drehte sich
Wei WuXian zu, „Aufsichtsbüro?! Du bist in ihre Falle getappt?“
Wei WuXian, „Nein!“
Jiang Cheng sprach mit
harter Stimme: „Nein? Was machst du dann in einem Aufsichtsbüro?
Wie bist du hierher gekommen? Sag mir nicht, dass du zu den
Wen-Hunden übergelaufen bist, um Hilfe zu holen?!“
Wei WuXian packte ihn,
„Jiang Cheng, beruhige dich zuerst. Hier ist es sehr sicher! Wach
auf. Es ist nicht sicher, ob die 'Kernschmelz-Hand' nicht....“
Jiang Cheng konnte
niemandem mehr zuhören. Er war schon halb wahnsinnig. Mit den Händen
um Wei WuXians Hals lachte er, „Wei WuXian, hahahahahahahahaha Wei
WuXian! Du! Du....“
Plötzlich trat ein roter
Schatten die Tür auf und flitzte hinein. Mit einem Wink ihrer Hand
schoss ein silbernes Licht vorbei. Eine Nadel traf Jiang Chengs
mitten auf der Stirn, und er legte sich sofort wieder hin. Wen Qing
drehte sich um, um die Tür zu schließen, bevor sie mit leiser
Stimme schimpfte: „Wen Ning, wie dumm bist du? Du lässt ihn
schreien und lachen und so laut sein?! Willst du, dass er entdeckt
wird?“
Als ob er seine Retterin
erblickt hätte, rief er: „Schwester!“
Wen Qing, „Nennst du
mich jetzt deine Schwester? Ich habe dich noch nicht befragt. Seit
wann bist du so mutig? Wie kannst du es wagen, Menschen zu
verstecken! Ich habe mir schon wesentlich eher so einige Fragen
gestellt. Deshalb wolltest du also so plötzlich nach Yunmeng gehen!
Wie sehr bist du nur so plötzlich von dir selbst überzeugt? Wer hat
dir so viel Mut gegeben? Wenn Wen Chao hiervon wüsste, würde er
dich dann nicht in Stücke reißen? Wenn er wirklich darauf aus ist,
jemanden zu töten, denkst du, dass ich ihn dann aufhalten könnte?“
Sie sprach schnell und
deutlich. Ihr kraftvoller Ton erlaubte keine Einwände. Wei WuXian
konnte nirgendwo einen Moment finden, um sie zu unterbrechen. Wen
Nings Gesicht war blass wie Schnee, „Schwester, aber junger Meister
Wei....“
Wen Qing fuhr mit ernster
Stimme fort, „Ich werde nicht viel sagen, wenn ich sehe, dass du es
aus Dankbarkeit getan hast, und das ist ein verständlicher Grund.
Aber diese beiden dürfen nicht lange hier bleiben! Du bist plötzlich
gekommen und plötzlich gegangen, während Wen Chao die beiden
verloren hat. Denkst du, Wen Chao ist so ein großer Idiot? Ihre
Suche wird früher oder später hierher gelangen. Das ist das
Aufsichtsbüro unter meinem Kommando, und das ist dein Haus. Welche
Anschuldigung glaubst du, wird es sein, wenn sie entdecken, dass du
sie versteckt hast? Denkt genau nach!“
Sie erklärte so
deutlich, was für sie auf dem Spiel stand, so deutlich, dass es so
aussah, als ob sie direkt auf Wei WuXians Nase zeigen würde und ihm
dabei gesagt hätte, dass er möglichst schnell verschwinden und
nicht hier bleiben und sie belasten sollte. Wenn Wei WuXian der
Verletzte gewesen wäre oder wenn jemand anderes sie gerettet hätte,
würde er sich sofort verabschieden und mit vollster
Entschlossenheit gehen. Aber im Moment war Jiang Cheng derjenige, der
verletzt worden war. Er wurde nicht nur verletzt, er hatte auch
seinen Kern verloren. Er war nicht bei Verstand. Egal wie, Wei WuXian
konnte keine Lösung finden. Und die Wen-Sekte war es, die sie von
Anfang an in eine solche Situation gebracht hatte. Es war nur
natürlich für ihn, sich nicht bereit zu fühlen, aufzugeben. Er
konnte nur die Zähne zusammenbeißen und ruhig bleiben.
Wen Ning, „Aber die
Leute der Wen-Sekte....“
Wen Qing unterbrach ihn:
„Was die Wen-Sekte tut, repräsentiert nicht, was wir tun. Wir
müssen nicht für das Fehlverhalten der Wen-Sekte verantwortlich
sein. Wei Ying, es gibt keinen Grund, mich so anzusehen. Es gibt
einen Anfang für diese ganze Schuld. Ich bin die Büroleiterin von
Yiling, aber mir wurde befohlen, diese Position zu übernehmen. Ich
bin Ärztin, Apothekerin, ich habe noch nie jemanden getötet,
geschweige denn das Blut der Jiang-Sekte auch nur berührt.“
Es war wahr. Niemand
hatte von Menschenleben gehört, die durch Wen Qings Hände verloren
wurden. Es gab immer viele Fälle, in denen die Leute wollten, dass
sie die Leitung übernahm. Es war, weil Wen Qing eine der Leute der
Wen-Sekte war, deren Art und Weise, die Dinge zu tun, eigentlich
normal waren. Manchmal konnte sie sogar ein paar gute Worte für die
Leute vor Wen RuoHan einlegen. Ihr Ruf war schon immer gut gewesen.
Alle waren still im Raum.
Wenige Augenblicke später
sprach Wen Qing wieder: „Zieh die Nadel nicht heraus. Die Göre
würde sonst nur wieder anfangen, einen Anfall zu bekommen, wenn er
aufwacht. Seine schreiende Stimme war auch von außen zu hören. Zieh
sie erst heraus, nachdem seine Verletzungen verheilt sind. Ich will
wirklich nichts mit Wen Chao zu tun haben, besonders nicht mit der
Frau um ihn herum. Es ekelt mich an!“
Sie ging zur Tür hinaus,
sobald sie fertig war. Wei WuXian sprach: „Sie.... hat damit
gemeint, dass wir nicht lange bleiben können, aber wir können
immerhin noch ein paar Tage bleiben.... oder?“
Wen Ning nickte: „Danke,
Schwester!“
Eine Packung mit
Heilkräutern wurde von außerhalb der Tür hineingeworfen. Wen Qing
sprach aus der Ferne: „Wenn du wirklich dankbar bist, dann gib dir
Mühe! Was für ein Gesöffs von Medizin hast du da gerade gemacht?
Das braust du mir noch einmal!“
Obwohl die Kräuterpackung
direkt auf Wen Ning geworfen worden war, sprach er fröhlich: „Die
Medizin, die meine Schwester zubereitet, wird definitiv gut werden.
Hunderte Male besser als meine. Es wird sicher alles gut werden.“
Wei WuXian fühlte sich
endlich erleichtert, „Danke.“
Er verstand die Tatsache,
dass eines dieser Geschwister sich dazu entscheiden hatte, sie zu
ignorieren, während das andere sich dazu entschieden hatte, ihnen zu
helfen, obwohl dies bedeutete, dass sie sich in eine extreme Gefahr
brachten. Genau wie Wen Qing es gesagt hatte: Wenn Wen Chao wirklich
jemanden töten wollte, war es unwahrscheinlich, dass Wen Qing ihn
aufhalten konnte. Vielleicht wäre sie dann auch betroffen.
Schließlich konnten Kinder von anderen nie mit den eigenen Kindern
verglichen werden.
Mit der Nadel in seinem
Kopf schlief Jiang Chengs drei Tage lang. Sowohl seine Knochen als
auch die äußeren Verletzungen waren bereits verheilt. Alles, was
übrig blieb und nicht geheilt werden konnte, waren die ewigen Spuren
der Disziplinpeitsche und der goldene Kern, den er nie wieder
zurückbilden konnte.
Wei WuXian hatte auch
drei Tage lang nachgedacht.
Drei Tage später
verabschiedete sich Wei WuXian von Wen Ning. Er trug Jiang Cheng auf
seinem Rücken, ging eine Weile und mietete sich dann ein kleines
Haus von einem Forstbeamten.
Er schloss die Tür und
zog die Nadel in Jiang Chengs Kopf heraus. Dieser öffnete die Augen
erst, nachdem eine lange Zeit vergangen war. Er war zwar aufgewacht,
aber er bewegte sich überhaupt nicht. Er war so uninteressiert, dass
er sich nicht einmal umdrehte oder nachfragte, wo sie gerade waren.
Er trank kein Wasser, er aß kein Essen. Es schien, als ob er nur auf
seinen Tod warten wollte.
Wei WuXian, „Willst du
wirklich sterben?“
Jiang Cheng, „Ich kann
mich nicht rächen, auch wenn ich noch am Leben bin. Warum sollte ich
da nicht sterben wollen? Vielleicht kann ich mich in einen wilden
Geist verwandeln.“
Wei WuXian, „Seit
deiner Jugend erlebst du seelenberuhigende Zeremonien. Du wirst nicht
in der Lage sein, dich in einen wilden Geist zu verwandeln, selbst
nachdem du gestorben bist.“
Jiang Cheng, „Wenn ich
nicht Rache nehmen kann, dann ist es egal, ob ich tot oder lebendig
bin, was ist dann der Unterschied zwischen den beiden?“
Nachdem er das gesagt
hatte, wollte er nicht mehr weiter sprechen, egal was auch passierte.
Wei WuXian saß am Bett.
Er sah ihn eine Weile an. Er schlug sich auf die Knie, stand auf und
begann sich zu beschäftigen. Als der Abend kam, war er endlich
fertig mit dem Zubereiten des Essens. Er stellte alles auf den Tisch,
„Steh auf. Es ist Zeit zum Abendessen.“
Natürlich ignorierte
Jiang Cheng ihn. Wei WuXian saß am Tisch. Er hob seine eigenen
Stäbchen auf: „Wenn du deine Kräfte nicht wieder auffüllst, wie
sollen wir dann deinen goldenen Kern wieder zurückholen?“
Jiang Cheng hörte die
Worte ‚goldener Kern‘ und blinzelte schließlich. Wei WuXian fuhr
fort: „Das ist richtig. Zweifle nicht daran. Du hast nichts
Falsches gehört. Was ich gesagt habe, ist, ‚deinen goldenen Kern
wieder zurückholen‘.“
Jiang Cheng bewegte seine
Lippen. Seine Kehle war trocken, „....du weißt wie?“
Wei WuXian sprach mit
ruhiger Stimme: „Das tue ich.“
Er drehte sich um: „Du
weißt bereits seit langem, dass meine Mutter, ZangSe SanRen, eine
Schülerin von BaoShan SanRen war, nicht wahr?“
Der Satz war nur wenige
Worte lang. Er erhellte jedoch sofort die leblosen Augen von Jiang
Cheng. BaoShan SanRen, eine legendäre Himmlische, die seit Hunderten
von Jahren lebte; eine in Abgeschiedenheit lebende Meisterin, der man
nachsagte, sie könnte die Toten wiederbeleben und den Knochen
Fleisch geben!
Seine Stimme zitterte,
„Du meinst... Du meinst... du meinst...“
Wei WuXian sprach
deutlich: „Ich meine, dass ich im Namen ‚BaoShan‘ heraushören
kann, welcher geheime Berg damit gemeint ist. Das bedeutet, dass ich
dich zu BaoShan SanRen bringen kann.“
Jiang Cheng, „....
Aber, aber ist es nicht so, dass du dich nicht an die Dinge aus
seiner Kinderzeit erinnern kannst?!“
Wei WuXian, „Es ist
nicht so, dass ich mich an nichts erinnern kann. Es gibt ein paar
fragmentierte Stücke, die viele Male wiederholt wurden, die ich noch
nicht vergessen habe. Ich habe mich immer an die Stimme einer Frau
erinnert, die mir immer wieder von einem Ort und vielen anderen
Dingen erzählt hat. Die Stimme sagte mir, dass wenn ich mich in
einer absolut verzweifelten Situation befinde, dann kann ich den Berg
hinaufgehen und die Unsterbliche auf dem Berg um Hilfe bitten.“
Jiang Cheng rollte sich
vom Bett.
Er schleppte sich zum
Tisch hinüber. Wei WuXian schob die Schale und die Stäbchen vor
sich her, „Iss.“
Jiang Cheng klammerte
sich an den Tisch und war aufgeregt, „Ich....“
Wei WuXian, „Iss. Wir
können beim Essen reden. Sonst werde ich dir nichts sagen.“
Jiang Cheng hatte sich
nur auf den Hocker setzen können. Mit den Essstäbchen in der Hand
schaufelte er sich praktisch das Essen in den Mund. Er hatte sich
schon völlig hoffnungslos gefühlt, aber plötzlich fand er heraus,
dass es sich doch noch drehen konnte und die Welt immer noch um ihn
herum schön war. Er war so aufgeregt, dass er sich fühlte, als
würden um ihn herum lauter Flammen aufleuchten. So unruhig wie er
war, wusste er nicht einmal, dass er seine Stäbchen am falschen Ende
festhielt. Als Wei WuXian sah, dass er endlich anfing zu essen, so
abgelenkt es auch sein mochte, fuhr er fort: „Ich werde dich in ein
paar Tagen dorthin bringen.“
Jiang Cheng, „Heute!“
Wei WuXian, „Wovor hast
du Angst? Das über hundert Jahre alte Unsterbliche in nur wenigen
Tagen verschwinden könnten? Es wird ein paar Tage später werden,
weil es viele Tabus dabei zu beachten gibt. Ich muss dich auf sie
vorbereiten. Oder sonst, wenn du etwas tust, das verboten ist, wird
es vorbei sein, weil du die Meisterin erzürnst. Dann wären wir
beide erledigt.“
Jiang Cheng starrte ihn
mit offenen Augen an und hoffte, dass er ihm noch mehr erzählen
würde. Wei WuXian fuhr fort: „Wenn man den Berg hinaufgeht, dann
darf man die Augen nicht öffnen und sich umsehen, damit man sich
nicht an die Landschaft auf dem Berg erinnern kann, und man darf die
Menschen dort nicht sehen. Denk daran, egal, was sie dir sagen, du
musst es tun.“
Jiang Cheng, „Okay!“
Wei WuXian, „Und, hier
ist der wichtigste Punkt. Wenn du gefragt wirst, wer du bist, dann
musst du sagen, dass du der Sohn von ZangSe SanRen bist. Du kannst
deine wahre Identität nicht preisgeben!“
Jiang Cheng, „Okay!“
Es war wahrscheinlich,
dass Jiang Cheng, egal was Wei WuXian ihm sagte, mit tränenden Augen
ja sagen würde. Wei WuXian schloss: „In Ordnung, lass uns essen.
Füllen wir unsere Kräfte auf und steigern unsere Energie. Ich muss
mich in den nächsten Tagen vorbereiten.“
Jiang Cheng hatte endlich
erkannt, dass er seine Stäbchen falsch herum gehalten hatte. Er
drehte sie um und aß noch ein paar weitere Bissen. Es war so scharf,
dass seine Augen rot wurden und tränten. Er konnte nicht anders, als
darüber zu fluchen, „.... schmeckt schrecklich!“
Nachdem Wei WuXian
tagelang kontinuierlich nach den Details rund um BaoShan SanRen
befragt wurde, machte er sich schließlich mit Jiang Cheng auf den
Weg. Nach einer langen Reise erreichten sie den Fuß eines der
abgelegenen Berge in Yiling.
Der Berg war dicht
bewachsen mit grünen Pflanzen. Seine Spitze war von Wolken und Nebel
umgeben. Es steckte in der Tat ein gewisses Gefühl von Göttlichkeit
darin. Doch es war noch etwas zu weit weg vom Himmelsberg, von dem
alle dachten, dass er es sei. In den letzten Tagen war Jiang Cheng
immer misstrauisch gewesen. Er vermutete manchmal, dass Wei WuXian
ihn anlog, und manchmal vermutete er, dass Wei WuXian in seiner
Kindheit etwas Falsches gehört oder sich an etwas Falsches erinnert
hatte, und er war ständig besorgt, ob sie es finden würden oder
nicht. Als er den Berg sah, begann er wieder zu zweifeln: „Ist das
wirklich der Ort, an dem BaoShan SanRen lebt?“
Wei WuXian klang sicher:
„Es ist definitiv hier. Hat es einen Sinn, dass ich dich anlüge?
Damit du für ein paar Tage glücklich sein kannst und dann eine noch
größere Enttäuschung erlebst?“
Ähnliche Gespräche
hatten zwischen den beiden bereits unzählige Male stattgefunden. Wei
WuXian ging mit ihm den halben Berg hinauf, „In Ordnung. Nun, ab
jetzt werde ich nicht mehr in der Lage sein, weiter mit dir nach oben
gehen.“
Er nahm ein Stück Stoff
heraus und bedeckte damit Jiang Chengs Augen. Er sagte ihm immer
wieder: „Du darfst nie, nie die Augen öffnen. Auf dem Berg gibt es
keine Bestien. Ich möchte, dass du langsamer gehst. Selbst wenn du
fällst, kannst du das Tuch nicht wegziehen. Du darfst nicht
neugierig sein. Denke daran, sag einfach, dass du Wei WuXian bist.
Weißt du, wie man die Fragen beantwortet?“
Die Frage war
entscheidend, ob er wieder einen Kern bilden und Rache nehmen konnte
oder nicht. Natürlich wagte Jiang Cheng es nicht, nachlässig zu
sein. Er nickte nervös. Er drehte sich um und begann langsam den
Berg hinaufzugehen. Wei WuXian, „Ich werde in der Stadt da hinten
auf dich warten!“
Nachdem er eine Weile
lang Jiang Chengs sich langsam fortbewegende Silhouette beobachtet
hatte, drehte er sich auch um und ging auf einen anderen Bergpfad.
Jiang Cheng war seit
sieben Tagen auf dem Berg.
Die Stadt, in der sie
sich treffen wollten, war inmitten der Berge gebaut worden. Sie lag
ziemlich abgelegen. Es lebten nicht viele Leute dort. Die Straßen
waren sowohl schmal als auch holprig. Es gab nicht einmal einen
Straßenverkäufer am Wegesrand.
Wei WuXian hockte am
Straßenrand. Er blickte in die Richtung des Berges. Es gab immer
noch keinen Hinweis von Jiang Cheng. Mit den Händen auf den Knien
stand er auf, bevor er seinen Kopf drehte. Er war für einige
Augenblicke etwas zittrig auf den Beinen und ging dann auf das
einzige Teehaus der Stadt zu.
Das Teehaus war
wahrscheinlich das einzige Gebäude in der Stadt, das nicht grob
zusammengezimmert war. Als er eintrat, kam ein Kellner mit einem
Lächeln auf dem Gesicht zu ihm: „Was wünschen Sie?“
Wei WuXian war sofort
alarmiert.
In den letzten Tagen war
er ständig auf der Flucht gewesen und hatte nie die Zeit gehabt,
sich zu waschen. Man könnte ihn fast als verwahrlost bezeichnen.
Wenn die meisten Teehauskellner einen solchen Anblick sahen, dann
hätte er wirklich Glück, wenn sie ihn nicht sofort rauswerfen
würden.
Mit einer solchen
Begeisterung empfangen zu werden, erschien mir etwas zu unecht.
Er sah sich schnell im
Gästeraum um. Der Teehausbesitzer stand hinter der Theke und schien,
als wolle er sein Gesicht in einer Buchhaltungsmappe vergraben. Etwa
ein halbes Dutzend Menschen saßen verstreut an zehn Tischen. Viele
von ihnen trugen Umhänge, tranken Tee mit gesenkten Köpfen, als ob
sie etwas verheimlichten.
Sofort drehte sich Wei
WuXian herum, um zu gehen. Doch nur einen Schritt außerhalb des
Teehauses schwebte ein großer, dunkler Schatten über ihm und traf
ihn hart auf die Brust.
Wei WuXian schlug gegen
zwei Tische. Der Kellner und der Besitzer rannten hinaus und gerieten
in Panik. Alle Leute im Inneren zogen ihre Umhänge aus und
enthüllten die Roben mit dem Sonnenemblem, die sie darunter getragen
hatten. Wen ZhuLiu trat über die Schwelle und stand vor Wei WuXian.
Als er sah, wie dieser darum kämpfte, aufzustehen, und dabei dann
seine eigenen Handflächen betrachtete, schien er nachzudenken.
Jemand trat Wei WuXian erneut in die Knie und zwang ihn auf den Boden
zurück.
Wen Chaos Gesicht
erschien vor seinen Augen, voller grausamer Aufregung: „Du liegst
schon unten?! Du Bastard, bist du nicht schon genug in der Höhle der
‚Schildkröte des Gemetzels‘ herum gesprungen? Du bist jetzt
schon nach nur einem Schlag erledigt? Hahahahaha, spring weiter, sieh
dir an, wie arrogant du warst!“
Wang LingJiaos
ungeduldige Stimme erschien ebenfalls: „Schnell! Junger Meister
Wen, hacke ihm seine Hand ab! Er schuldet uns noch einen Arm!“
Wen Chao, „Nein, nein,
nein, bloß keine Eile. Wir haben endlich die Göre gefunden. Das
Abhacken seiner Hand verursacht nur zu starke Blutungen. Wenn er bald
darauf stirbt, dann würde es doch keinen Spaß mehr machen. Zuerst
sollte man seinen Kern schmelzen. Ich will ihn so schreien hören,
wie es dieser kleine Bastard Jiang Cheng getan hat!“
Wang LingJiao, „Dann
schmelzt zuerst seinen Kern, und dann schneidet ihm die Hand ab!“
Während sie nebenbei
darüber diskutierten, spuckte Wei WuXian etwas Blut aus: „Sicher!
Egal welche Foltertechniken du hervorholst, immer her damit!“
Wang LingJiao grinste:
„Wir nehmen dich beim Wort!“
Wen Chao spottete
verächtlich: „Du bist deinem Tode so nahe und spielst immer noch
den Helden!“
Wei WuXian lachte kalt:
„Gerade weil ich meinem Tode nahe bin, bin ich so glücklich! Wovor
ich Angst habe, ist, dass ich nicht sterben werde. Wenn du den Mut
hast, dann foltere mich! Je grausamer, desto besser. Nachdem ich
gestorben bin, werde ich definitiv ein wilder Geist werden und Tag
und Nacht die QishanWen-Sekte verfolgen und euch alle verfluchen!“
Als Wen Chao das hörte,
zögerte er tatsächlich. Schließlich waren Schüler berühmter
Clans wie Jiang FengMian und Yu ZiYuan seit ihrer Jugend von ihrem
Clan und den Schätzen ihres Clans beeinflusst worden. Während sie
erwachsen wurden, erhielten sie unzählige seelenberuhigende
Zeremonien, so dass es eigentlich nur eine winzige Chance gab, dass
sie zu wilden Geistern wurden. Aber Wei WuXian war anders. Er war der
Sohn eines Dieners. Er war auch nicht von Geburt an in der
Jiang-Sekte aufgewachsen. Er hatte nicht die Möglichkeit, so viele
Zeremonien zu absolvieren. Wenn er wirklich mit zu viel verärgerter
Energie starb und zu einem wilden Geist wurde, um sie zu verfolgen,
wäre das eine ziemliche Qual. Und von der Folter, die er zu
Lebzeiten erhalten hatte, je größer die Anzahl, je zerstörender,
je grausamer sie waren, desto schwieriger war es dann, mit dem Geist,
den er nach seinem Tod gebildet hatte, umzugehen.
Als sie seine
Überlegungen sah, warf Wang LingJiao schnell ein: „Junger Meister
Wen, hör nicht auf seinen Unsinn. Nicht jeder kann nach seinem Tod
zu einem wilden Geist werden. Zeit, Ort, Situation - all das muss
stimmen. Außerdem, selbst wenn er wirklich einer werden würde, kann
denn dann die QishanWen-Sekte nicht mit diesem einzigen Geist
umgehen? Wir haben schon so lange versucht, ihn zu fangen. Haben wir
diese Mühen nicht auf uns genommen, um ihn zu bestrafen? Sag mir
nicht, dass du ihn nun allein deshalb gehen lassen wirst, weil er
eine Weile mit diesem Unsinn geprahlt hat!“
Wen Chao, „Natürlich
nicht!“
In dem Wissen, dass er
definitiv sterben würde, wurde Wei WuXian irgendwie ruhiger. Der
knochentiefe Hass in ihm ließ sich in eisig-kalter Entschlossenheit
nieder. Als er seinen Gesichtsausdruck betrachtete, konnte er, obwohl
Wen Chao eindeutig verärgert war, auch irgendwie seine Angst sehen.
Er trat ihm in den Bauch: „Du ziehst immer noch diese Show ab! Wen
willst du damit erschrecken?! Wessen Held gibst du vor zu sein?!“
Die Gruppe der Jünger
schlug mit ihm zusammen Wei WuXian zusammen. Nachdem er das Gefühl
hatte, dass es genug war, befahl Wen Chao schließlich: „Genug!“
Wei WuXian spuckte einen
weiteren Mund voller Blut aus. Sein Herz schlug ganz ruhig, Ist es
nun an der Zeit, mich zu töten? Es wird nicht viel anders sein, auch
wenn ich jetzt sterbe. Es wird nicht viel schlimmer sein als jetzt so
zu leben, und es gibt eine Eins-zu-Drei Chance für mich, ein wilder
Geist zu werden und Rache zu nehmen!
Als er so daran dachte,
fühlte er einen unvergleichlichen Nervenkitzel.
Doch Wen Chao sagte: „Wei
Ying, du denkst immer, dass du vor nichts Angst hast, dass du ach so
tapfer und mächtig bist, nicht wahr?“
Wei WuXian antwortete
überrascht: „Huh, also können auch Wen-Hunde die menschliche
Sprache sprechen?“
Wen Chao schlug mit der
Faust nach unten. Sein Lächeln war verzogen und wirkte daher
hässlich: „Gib einfach weiter an und zeige, wie gut du mit Worten
umgehen kannst. Ich würde zu gerne sehen, wie lange du noch diese
Heldenrolle spielen kannst!“
Er befahl seinen
Untergebenen, Wei WuXian festzuhalten. Wen ZhuLiu ging hinüber und
zog ihn vom Boden hoch. Wei WuXian gelang es, den Kopf zu heben. Er
sah die Person an, die Jiang FengMian und Herrin Yu getötet und
Jiang Chengs goldenen Kern zerstört hatte. Er brannte sich sein
Gesicht und seinen kalten Ausdruck in sein Herz.
Zusammen mit ihm flogen
die Jünger der Wen-Sekte mit ihren Schwertern. Die Stadt und die
Berge rückten in immer weitere Entfernung. Wei WuXian dachte: Selbst
wenn Jiang Cheng nun den Berg herunterkommen würde, so würde er
mich nun nicht mehr finden können.... Warum bringen sie mich so hoch
in die Luft? Lassen sie mich in den Tod fallen, wenn sie hoch genug
sind?
Nach einer Weile des
Fliegens brach sich ein schwarzer Berg plötzlich durch die Schichten
von schneeschweren Wolken. Der gesamte Berg strahlte eine
ahnungsvolle Aura des Todes aus. Als ob es sich um eine große Leiche
handeln würde, die Tausende von Jahren alt ist, ließ allein das
Betrachten schon das Blut kalt werden.
Wen Chao hielt genau über
dem Berg an. Er sprach: „Wei Ying, weißt du, wo wir hier sind?“
Er grinste: „Dieser Ort
hier heißt 'Grabhügel'.“
Als er diesen Namen
hörte, kletterte ein eisiger Schauer über Wei WuXians Wirbelsäule
bis hin zu seinem Hinterkopf. Wen Chao fuhr fort: „Der Grabhügel
liegt direkt hier in Yiling. Ihr Yunmeng Leute habt wahrscheinlich
auch schon von seinem Namen gehört. Es ist ein Berg von Leichen, ein
altes Schlachtfeld. Wenn du dir einen x-beliebigen Platz hier auf dem
Berg suchst und dort mit deiner Schaufel in die Erde gräbst, dann
kannst du eine Leiche ausgraben. Hier werden auch alle namenlosen
Leichen entsorgt, nur in ein paar Matten eingewickelt.“
Die Gruppe auf ihren
Schwertern stieg langsam nach unten und näherte sich dem schwarzen
Gipfel. Wen Chao, „Schau dir diese dunkle Luft an. Tsk tsk tsk,
diese feindliche Energie ist hier so stark, nicht wahr? Und die
nachtragende Energie ist hier richtig dick, nicht wahr? Selbst wir
von der Wen-Sekte wären nicht in der Lage, etwas dagegen zu
unternehmen. Wir konnten es nur umschließen und verhindern, dass
Menschen hineingehen. Es ist noch Tag. Nachts kann man da drin
wirklich alles finden. Wenn ein lebender Mensch da reinkommt, dann
sind sowohl der Körper als auch die Seele nicht mehr in der Lage,
für alle Ewigkeit dort herauszukommen und zurückzukehren!“
Er packte in Wei WuXians
Haare. Mit einem grotesken Grinsen im Gesicht sprach er ein Wort nach
dem anderen: „Und du wirst auch für alle Ewigkeit nicht
rauskommen!“
Als er fertig war, warf
er Wei WuXian hinunter.
„Ahhhhhhhhhhhhhhhhhh....!“
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Meine Brust zieht sich echt über das ganze kapitel und ich könnte heuln Q.Q
AntwortenLöschenlg.Lilli
*Taschentuch reich* ...will nicht spoilern oder so...aber besorg dir mal eine Familienpackung Tempos...
AntwortenLöschenIch heule in einer Tour bei diesem Kapitel..und die nächsten werden nicht besser Q.Q
AntwortenLöschenIch reiche dir mal eine Großpackung Taschentücher... und ich will ja nicht spoilern... aber es wird alles gut *tröst*
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